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Heine- Auswahl Ausgabe 1962
Autor: Heinrich Heine * Titel: Heine Untertitel: Ein Lesebuch für unsere Zeit Reihe: Lesebuch für unsere Zeit Verlag: Volksverlag, Weimar 1962 453 Seiten, Ganzleinen, Schutzumschlag, Leseband
Herausgeber der Reihe: Walther Victor *
Inhalt siehe Fotos
* Biographien siehe unter den Fotos
Maße: 20,5x 13 cm Zustand: Buch sehr gut, nur Umschlag an den Rändern bestoßen
Heinrich Heine
Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 als Harry Heine in Düsseldorf,
Herzogtum Berg; † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten
deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Heine gilt als einer der letzten Vertreter und
zugleich als Überwinder der Romantik. Er machte die Alltagssprache lyrikfähig,
erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der
deutschen Literatur eine zuvor nicht gekannte elegante Leichtigkeit. Die Werke
kaum eines anderen Dichters deutscher Sprache wurden bis heute so häufig
übersetzt und vertont. Als kritischer, politisch engagierter Journalist,
Essayist, Satiriker und Polemiker war Heine ebenso bewundert wie gefürchtet. Im
Deutschen Bund mit Publikationsverboten belegt, verbrachte er seine zweite
Lebenshälfte im Pariser Exil. Antisemiten und Nationalisten feindeten Heine
wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Haltung über den Tod
hinaus an. Die Außenseiterrolle prägte sein Leben, sein Werk und dessen
Rezeptionsgeschichte. Leben und WerkHerkunft, Jugend und
Lehrjahre„Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man
in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich
zu Muthe. Ich bin dort geboren und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause
gehn. Und wenn ich sage nach Hause gehn, dann meine ich die Bolkerstraße und
das Haus, worin ich geboren bin […]“ – Heinrich
Heine: 1827 in Ideen. Das
Buch Le Grand Heines Geburtsort ist also bekannt, über sein
genaues Geburtsdatum herrscht dagegen bis heute Unklarheit. Alle
zeitgenössischen Akten, die darüber Auskunft geben könnten, sind im Laufe der
letzten 200 Jahre verloren gegangen. Heine selbst bezeichnete sich scherzhaft
als „ersten Mann des Jahrhunderts“, da er in der Neujahrsnacht 1800 geboren
sei. Gelegentlich gab er auch 1799 als Geburtsjahr an. In der Heine-Forschung
gilt heute der 13. Dezember 1797 als wahrscheinlichstes Geburtsdatum. Die Familie Heine ist seit dem 17. Jahrhundert in
Bückeburg nachgewiesen. Harry Heine – so sein Geburtsname – war das älteste von
vier Kindern des Tuchhändlers Samson Heine (* 19. August 1764 in Hannover; † 2.
Dezember 1829 in Hamburg) und dessen Frau Betty (eigentlich Peira), geborene
van Geldern (* 27. November 1771 in Düsseldorf; † 3. September 1859 in
Hamburg). Sie war die Urenkelin des kurfürstlichen Hofkammeragenten Joseph
Jacob van Geldern, in dessen Wohnhaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts die erste
Synagoge Düsseldorfs eingerichtet worden war. Über die Familie seiner Mutter war
Heine ein Cousin dritten Grades von Karl Marx, mit dem er sich später
anfreundete. Seine Geschwister waren
- Charlotte (* 18.
Oktober 1800 in Düsseldorf; † 14. Oktober 1899 in Hamburg),
- Gustav (* ca. 1803 in
Düsseldorf; † 15. November 1886 in Wien), der spätere Baron Heine-Geldern
und Herausgeber des Wiener Fremden-Blatts sowie
- Maximilian (* ca.
1804; † 1879), später Arzt in Sankt Petersburg.
Sie alle wuchsen in einem vom Geist der Haskala –
der jüdischen Aufklärung – geprägten Elternhaus auf, das weitgehend assimiliert
war. Ab 1803 besuchte Harry Heine die israelitische
Privatschule von Hein Hertz Rintelsohn. Als die kurpfälzisch-bayerische
Regierung, der das Herzogtum Berg und dessen Hauptstadt Düsseldorf
unterstanden, 1804 auch jüdischen Kindern den Besuch christlicher Schulen
erlaubte, wechselte er auf die städtische Grundschule, die heutige Max-Schule
in der Citadellstraße, und 1807 in die Vorbereitungsklasse des Düsseldorfer
Lyzeums, des heutigen Görres-Gymnasiums, das im Sinne der Spätaufklärung wirkte.
Das Lyzeum selbst besuchte er seit 1810, verließ es aber ohne Abgangszeugnis
1814 wieder, da er sich, der Familientradition folgend, an einer Handelsschule
auf einen kaufmännischen Beruf vorbereiten sollte. Infolge der Französischen Revolution fielen Heines
Kindheit und Jugend in eine Zeit großer Veränderungen. 1811 erlebte der
13-Jährige den Einzug Napoleons I. in Düsseldorf. Maximilian Joseph von
Bayern hatte die Souveränität über das Herzogtum Berg 1806 an den Kaiser der
Franzosen abgetreten. In manchen biografischen Schriften findet sich die
unbegründete Annahme, Heine hätte aus diesem Grund Anspruch auf die
französische Staatsbürgerschaft erheben können. Entgegen späteren Behauptungen
des antisemitischen Historikers Heinrich von Treitschke hat er dies nie getan.
Als Großherzogtum Berg wurde seine Heimat von 1806 bis 1808 von Napoleons
Schwager Joachim Murat und von 1808 bis 1813 von Napoleon selbst regiert. Als
Gliedstaat des Rheinbunds stand das Land unter starkem französischem Einfluss.
Heine verehrte den Kaiser zeitlebens wegen der Einführung des Code civil,
der 1804 in Kraft getreten war und Juden und Nicht-Juden gesetzlich
gleichgestellt hatte. In den Jahren 1815 und 1816 arbeitete Heine als
Volontär zunächst bei dem Frankfurter Bankier Rindskopff. Damals lernte er in
der Frankfurter Judengasse das bedrückende und ihm bis dahin fremde
Ghettodasein vieler ärmerer Juden kennen. Heine und sein Vater besuchten damals
auch die Frankfurter Freimaurerloge Zur aufgehenden Morgenröte. Unter
den Freimaurern erfuhren sie die gesellschaftliche Anerkennung, die ihnen als
Juden ansonsten oft verwehrt blieb. Viele Jahre später, 1844, wurde Heine
Mitglied der Loge Les Trinosophes in Paris. 1816 wechselte er ins Bankhaus seines wohlhabenden
Onkels Salomon Heine in Hamburg. Salomon, der im Gegensatz zu seinem Bruder
Samson geschäftlich höchst erfolgreich und mehrfacher Millionär war, nahm sich
des Neffen an. Bis zum Tod des Onkels im Jahr 1844 unterstützte dieser seinen
Neffen finanziell, obwohl er wenig Verständnis für dessen literarische
Interessen hatte. Überliefert ist Salomons Ausspruch: „Hätt’ er gelernt was
Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher.“ Schon während seiner Schulzeit auf
dem Lyzeum hatte Harry Heine erste lyrische Versuche unternommen. Seit 1815
schrieb er regelmäßig, und 1817 wurden in der Zeitschrift Hamburgs Wächter
erstmals Gedichte von ihm veröffentlicht. Da Heine weder Neigung noch Talent für
Geldgeschäfte mitbrachte, richtete sein Onkel ihm schließlich 1818 ein
Tuchgeschäft ein. Aber „Harry Heine & Comp.“ musste bereits 1819 Konkurs
anmelden. Der Inhaber hatte sich schon damals lieber der Dichtkunst gewidmet.
Dem Familienfrieden abträglich war auch Harrys unglückliche Liebe zu seiner
Cousine Amalie. Die unerwiderte Zuneigung verarbeitete er später in den
romantischen Liebesgedichten im Buch der Lieder. Die bedrückende
Atmosphäre im Haus des Onkels, in dem er sich zunehmend unwillkommen fühlte,
beschrieb er in dem Gedicht Affrontenburg. Studium in Bonn,
Göttingen und BerlinWahrscheinlich haben die Zwistigkeiten in der
Familie Salomon Heine schließlich davon überzeugt, dem Drängen des Neffen
nachzugeben und ihm ein Studium fernab von Hamburg zu ermöglichen. 1819 nahm
Heine das Studium der Rechts- und Kameralwissenschaft auf, obwohl ihn beide
Fächer wenig interessierten. Zunächst schrieb er sich in die Rheinische
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ein und wurde Mitglied der Burschenschaft
Allemannia, die unter dem Tarnnamen Allgemeinheit auftrat. Heine belegte in Bonn nur eine einzige juristische
Vorlesung, dagegen hörte er im Wintersemester 1819/20 die Vorlesung zur Geschichte
der deutschen Sprache und Poesie von August Wilhelm Schlegel. Der
Mitbegründer der Romantik übte einen starken literarischen Einfluss auf den
jungen Heine aus, was diesen aber nicht daran hinderte, sich in späteren Werken
spöttisch über Schlegel zu äußern. Das Gleiche widerfuhr einem weiteren seiner
Bonner Lehrer, Ernst Moritz Arndt, dessen nationalistische Ansichten Heine in
späteren Gedichten und Prosatexten mehrfach aufs Korn nahm. In seiner Bonner
Zeit übersetzte Heine Werke des romantischen englischen Dichters Lord Byron ins
Deutsche. Im Wintersemester 1820/21 ging er an die
Georg-August-Universität Göttingen, die er als äußerst rückständig und geistig
wenig anregend empfand. Positiv bewertete er lediglich die Vorlesung des
Historikers Georg Friedrich Sartorius über deutsche Geschichte. Noch Jahre
später beschrieb er die Universitätsstadt in Die Harzreise voller
Sarkasmus und Ironie: „Im Allgemeinen werden die Bewohner Göttingens
eingetheilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh; welche vier Stände
doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der
bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und
unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläuftig; auch sind mir
in diesem Augenblick nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den
Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl der
göttinger Philister muß sehr groß seyn, wie Sand, oder besser gesagt, wie Koth
am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens, mit ihren schmutzigen Gesichtern
und weißen Rechnungen, vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt
sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen
konnte.“ – Reisebilder Bereits wenige Wochen nach seiner Ankunft musste
Heine die Hochschule wieder verlassen. Der Universitätsleitung war zu Ohren
gekommen, dass er seinen Kommilitonen Wilhelm Wibel wegen einer Beleidigung zum
Duell gefordert hatte. Wibel als Beleidiger wurde daraufhin relegiert, während
Heine das consilium abeundi erhielt. Nachdem Heine sich in einem Bordell eine
Geschlechtskrankheit zugezogen hatte, schloss ihn wenig später auch die
Burschenschaft, der er in Bonn beigetreten war, wegen „Vergehens gegen die
Keuschheit“ aus. Klaus Oldenhage sieht den Ausschluss eher als Folge der
antisemitischen Beschlüsse des Dresdner Burschentages von 1820. Heine wechselte an die Berliner Universität, wo er
von 1821 bis 1823 studierte und u. a. Vorlesungen von Georg Wilhelm
Friedrich Hegel hörte. Dessen Philosophie prägte das Geschichtsverständnis und
die Kunsttheorie Heines. Wie die Junghegelianer wandelte er aber die
konservativen Elemente des Hegelschen Denkens „in sozialen und religiösen
Radikalismus“ um. Bald fand er Kontakt zu den literarischen Zirkeln Berlins und
war regelmäßiger Gast im Salon Elise von Hohenhausens sowie im sogenannten
Zweiten Salon Rahel Varnhagens. Rahel und ihr Mann Karl August Varnhagen von
Ense blieben Heine freundschaftlich verbunden und förderten seine Karriere,
indem sie seine frühen Werke positiv besprachen und ihm weitere Kontakte
vermittelten, beispielsweise zu Varnhagens Schwester Rosa Maria Assing, deren
Salon in Hamburg er frequentierte. Varnhagen von Ense stand bis zu Heines Tod
in einem regen Briefwechsel mit ihm. Während seiner Berliner Zeit debütierte Heine als
Buchautor. Anfang 1822 erschienen in der Maurerschen Buchhandlung seine Gedichte,
1823 im Verlag Dümmler die Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo.
Seinen Tragödien Almansor und William Ratcliff hatte Heine
zunächst einen hohen Stellenwert zugemessen, sie blieben jedoch erfolglos. Die
Uraufführung des Almansor musste 1823 in Braunschweig wegen
Publikumsprotesten abgebrochen werden, der Ratcliff kam zu seinen
Lebzeiten überhaupt nicht auf eine Bühne. In den Jahren 1822 bis 1824 befasste sich Heine
zum ersten Mal intensiv mit dem Judentum: Er war in Berlin aktives Mitglied im
Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden, verkehrte u. a. mit Leopold
Zunz, einem der Begründer der Wissenschaft des Judentums, und nahm 1824 die
Arbeit an dem Fragment gebliebenen Roman Der Rabbi von Bacherach auf.
Auf einer Reise nach Posen, die er 1822 von Berlin aus unternahm, begegnete er
erstmals dem Chassidismus, der ihn zwar faszinierte, mit dem er sich jedoch
nicht identifizieren konnte. Im Frühjahr 1823, zwei Jahre vor seinem Übertritt
zum Christentum, schrieb er in einem Brief an seinen Freund Immanuel Wohlwill:
„Auch ich habe nicht die Kraft einen Bart zu tragen, und mir Judemauschel
nachrufen zu lassen, und zu fasten etc.“ Nach der Taufe rückten jüdische Themen
im Werk Heines zwar in den Hintergrund. Sie beschäftigten ihn aber ein Leben
lang und traten vor allem in seinem Spätwerk wieder verstärkt zutage, etwa in den
Hebräischen Melodien, dem Dritten Buch des Romanzero. Promotion, Taufe und
Platen-AffäreIm Jahr 1824 kehrte Heine nach Göttingen zurück,
wo er Mitglied des landsmannschaftlichen Corps Guestphalia wurde. Im Mai des
folgenden Jahres legte er sein Examen ab und wurde im Juli 1825 zum Doktor der
Rechte promoviert. Um seine Anstellungschancen als Jurist zu erhöhen, ließ
Heine sich im Juni 1825, gleich nach dem bestandenen Examen, in Heiligenstadt
evangelisch-lutherisch taufen und nahm den Vornamen Christian Johann
Heinrich an. Von da an nannte er sich Heinrich Heine. Zunächst versuchte er, die Konversion zum
Christentum geheim zu halten: So wurde er nicht in der Kirche getauft, sondern
in der Wohnung des Pfarrers mit dem Taufpaten als einzigem Zeugen. Religiös
völlig indifferent, sah er in der Taufe „nichts als eine bloße
Nützlichkeitstatsache“ und im Taufschein nur das „Entre Billet zur Europäischen
Kultur“. Seine Pläne, sich in Hamburg als Anwalt niederzulassen, scheiterten
aber noch Ende desselben Jahres. Und er musste feststellen, dass viele Träger
dieser Kultur auch einen getauften Juden wie ihn nicht als ihresgleichen
akzeptierten. Heine war allerdings nicht bereit, Zurücksetzungen und Kränkungen
unwidersprochen hinzunehmen. Dies zeigte sich besonders deutlich in der so
genannten Platen-Affäre: Aus einem literarischen Streit mit dem Dichter August
Graf von Platen entwickelte sich eine persönliche Auseinandersetzung, in deren
Folge Heine auch wegen seiner jüdischen Herkunft angegriffen wurde. So bezeichnete
Platen ihn in einem 1829 veröffentlichten Lustspiel als „Petrark des
Laubhüttenfestes“ und „des sterblichen Geschlechts der Menschen
Allerunverschämtester“. Er warf ihm „Synagogenstolz“ vor und schrieb: „… doch
möcht’ ich nicht sein Liebchen sein […] Denn seine Küsse sondern ab
Knoblauchsgeruch.“ Heine wertete diese und andere Äußerungen als Teil
einer Kampagne, die seine Bewerbung um eine Professur an der Münchener
Universität hintertreiben sollte. „Als mich die Pfaffen in München zuerst angriffen,
und mir den Juden aufs Tapet brachten, lachte ich – ich hielts für bloße
Dummheit. Als ich aber System roch, als ich sah wie das lächerliche Spukbild
almählig ein bedrohliches Vampier wurde, als ich die Absicht der Platenschen
Satyre durchschaute, […] da gürtete ich meine Lende, und schlug so scharf als
möglich, so schnell als möglich.“ – Brief an Varnhagen von Ense Der Schlag erfolgte in literarischer Form im
dritten Teil der Reisebilder: In Die Bäder von Lucca kritisierte Heine
Platens Dichtung als steril und führte dies auf die Homosexualität des Grafen
zurück, die er damit publik machte. Er bezeichnete ihn als warmen Freund
und schrieb, der Graf sei mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf.
Der Streit schadete schließlich beiden
Kontrahenten erheblich. Platen, der sich gesellschaftlich unmöglich gemacht
sah, blieb im freiwilligen Exil in Italien. Heine wiederum fand wenig
Verständnis und kaum öffentliche Unterstützung für sein Vorgehen. Ohne Anlass
und Umstände der Affäre zu erwähnen, warfen Kritiker ihm wegen seiner
Äußerungen bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder „Charakterlosigkeit“
vor. Andere, wie der zeitgenössische Literaturkritiker Karl Herloßsohn,
gestanden Heine dagegen zu, er habe Platen lediglich mit gleicher Münze
heimgezahlt. Heine machte die judenfeindlichen Angriffe Platens
und anderer dafür verantwortlich, dass König Ludwig I. von Bayern ihm die
schon sicher geglaubte Professur nicht verlieh. Dafür bedachte er später auch
den Monarchen mit einer ganzen Reihe spöttischer Verse, etwa in Lobgesänge
auf König Ludwig: „Das ist Herr Ludwig von Bayerland.
Desgleichen gibt es wenig;
Das Volk der Bavaren verehrt in ihm
Den angestammelten König.“ – Neue Gedichte Die erhofften Folgen der Taufe waren ausgeblieben,
und Heine bedauerte seinen Übertritt zum Christentum später mehrfach
ausdrücklich. Seinem Freund Moses Moser schrieb er im Januar 1826: „Ich bereue sehr daß ich mich getauft hab; ich seh
noch gar nicht ein, daß es mir seitdem besser gegangen sey, im Gegentheil, ich
habe seitdem nichts als Unglück.“ – Brief an Moses Moser vom 9. Januar 1826 Und von der Nordsee schrieb er ihm im August 1826:
„Es ist aber ganz bestimmt, daß es mich drängt dem
deutschen Vaterlande Valet zu sagen. Minder die Lust des Wanderns als die Qual
persönlicher Verhältnisse (z. B. der nie abzuwaschende Jude) treibt mich
von hinnen.“ – Brief an Moses Moser vom 8. August 1826 Für Klaus Briegleb ist dieses Zitat ein
Schlüsselbeleg für seine These, dass Heine als genuin jüdischer Schriftsteller
in der Diaspora zu verstehen sei, ja als ein „neuzeitlicher Marrane“,
d. h. als ein „Getaufter, der im Herzen jüdisch bleibt.“ An der Leitfigur
des „ewigen Juden“ hat Briegleb „seine umfassende Deutung von Denk- und
Schreibweise des exilierten Heine festgemacht“. Brieglebs These stieß in der
Fachwelt auf Widerspruch. Gleichwohl betonen fast alle Biografen, wenn auch
weniger zugespitzt als Briegleb, die Bedeutung der jüdischen Herkunft Heines
und der ihm verweigerten Gleichstellung für Heines Leben und
Dichtung.Insbesondere der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki vertrat die
Ansicht, Heines Emigration nach Paris sei weniger politisch als vielmehr durch
seine Ausgrenzung aus der deutschen Gesellschaft motiviert gewesen. In
Frankreich habe Heine als Deutscher und damit als Ausländer gegolten, in
Deutschland dagegen immer als Jude und damit als Ausgestoßener. Mit der Platen-Affäre war Heines letzter Versuch
gescheitert, als Jurist eine Anstellung in einem der deutschen Staaten zu
erhalten. Er entschloss sich daher, für damalige Verhältnisse eher
ungewöhnlich, seinen Lebensunterhalt als freischaffender Schriftsteller zu
verdienen. Erste literarische
ErfolgeSeine ersten Gedichte (Ein Traum, gar seltsam
sowie Mit Rosen, Zypressen und Flittergold) veröffentlichte Heine
bereits 1816 in der Zeitschrift Hamburgs Wächter. Sie erschienen unter
dem Pseudonym Sy. Freudhold Riesenharf, einem Anagramm von Harry
Heine, Dusseldorff. Nachdem der Verlag F.A. Brockhaus 1821 die
Veröffentlichung seines ersten Lyrikbandes abgelehnt hatte, publizierte er die Gedichte
von H. Heine 1822 bei der Maurerschen Buchhandlung in Berlin. Der schmale
Band umfasste 58 eigene Werke, darunter später so bekannte wie Die
Grenadiere und Belsatzar, sowie vier Übersetzungen von Gedichten
Lord Byrons. Im Jahr 1823 folgten die Tragödien, nebst einem Lyrischen
Intermezzo, die u. a. den 1821 entstandenen Almansor
enthielten. Darin befasste sich Heine erstmals ausführlich mit der islamischen
Kultur des maurischen Andalusien, die er in zahlreichen Gedichten immer wieder
gefeiert und deren Untergang er betrauert hat. Das Stück spielt kurz nach dem
Fall von Granada und behandelt die Lage der verbliebenen Muslime, der Morisken,
die unter der Regierung der Katholischen Könige ihre Religion nicht mehr
ausüben durften. Im Almansor findet sich Heines berühmtes, gegen
Bücherverbrennungen gerichtetes Zitat, das sich auf die Vernichtung des Korans
und anderer Werke der arabischen Literatur im Spanien der frühen Neuzeit
bezieht. Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen. 1824 erschien die Sammlung Dreiunddreißig
Gedichte, darunter Heines in Deutschland heute bekanntestes Werk: Die
Loreley. Im selben Jahr besuchte er während einer Harzreise den von ihm
hoch verehrten Johann Wolfgang von Goethe in Weimar. Bereits zwei Jahre zuvor
hatte er ihm seinen ersten Gedichtband mit einer überschwänglichen Widmung
zugesandt. „Für beide war dieses Zusammentreffen unerquicklich“, schreibt sein
Biograf Joseph A. Kruse. Im Gegensatz zu seinem Naturell zeigte Heine sich
befangen, und Goethe habe ihn nach seiner Ansicht „ungebührlich kalt“
empfangen. In vielen Lebensbeschreibungen Heines wird geschildert, er habe auf
die Frage Goethes nach seiner gegenwärtigen Arbeit geantwortet: „ein Faust“.
Daraufhin habe Goethe ihn ungnädig verabschiedet. Max Brod zieht diese Anekdote
in Zweifel, da sie allein durch Heines „unzuverlässigen Bruder Max“ überliefert
sei. In den Briefen Heines über das Treffen ist von dergleichen keine Rede. Im Jahr 1826 veröffentlichte Heine den
Reisebericht Die Harzreise, der sein erster großer Publikumserfolg
wurde. Mit seinen Natur- und Landschaftbeschreibungen, eingestreuten Gedichten,
erzählten Träumen und häufigen Anspielungen auf Märchen und Sagen ist dieser
Bericht von allen seinen Reisebildern am stärksten romantischen Mustern
verpflichtet. Im selben Jahr begann Heines lebenslange Geschäftsbeziehung zu
Julius Campe in Hamburg, in dessen Verlag Heines Werke von da an erschienen. So
brachte Hoffmann und Campe im Oktober 1827 den Lyrikband Buch der Lieder
heraus, eine Gesamtausgabe der bis dahin veröffentlichten Lyrik Heines. In ihm
kehrt das Grundmotiv der unglücklichen, unerfüllten Liebe nach Heines eigenem
Eingeständnis auf geradezu monotone Weise wieder. Die Publikation begründete Heines
Ruhm und ist bis heute populär. Der romantische, oft volksliedhafte Ton dieser
und späterer Gedichte, die unter anderem Robert Schumann in seinem Werk Dichterliebe
vertont hat, traf den Nerv nicht nur seiner Zeit. Heine sah sich selbst als „entlaufenen Romantiker“
An seinen Studienfreund Karl August Varnhagen von Ense schrieb er aus Paris:
„Das tausendjährige Reich der Romantik hat ein Ende, und ich selbst war sein
letzter und abgedankter Fabelkönig.“ Den romantischen Ton überwand Heine, indem
er ihn ironisch unterlief und die Stilmittel des romantischen Gedichts auch für
Verse politischen Inhalts nutzte. Hier ein Beispiel für die ironische Brechung,
in dem er sich über sentimental-romantische Naturergriffenheit lustig macht:
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
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Mein Fräulein! Sein sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
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Heine selbst erlebte das Meer zum ersten Mal in
den Jahren 1827 und 1828 auf Reisen nach England und Italien. Seine Eindrücke
schilderte er in weiteren Reisebildern, die er zwischen 1826 und 1831
veröffentlichte. Dazu gehören der Zyklus Nordsee sowie die Werke Die
Bäder von Lucca und Ideen. Das Buch Le Grand, letzteres ein
Bekenntnis zu Napoleon und den Errungenschaften der Französischen Revolution.
Heines Napoleon-Verehrung war gleichwohl nicht ungeteilt, in den Reisebildern
heißt es: „[…] meine Huldigung gilt nicht den Handlungen, sondern nur dem
Genius des Mannes. Unbedingt liebe ich ihn nur bis zum achtzehnten Brumaire –
da verrieth er die Freyheit.“ Er erwies sich als witziger und sarkastischer
Kommentator, wenn er während seiner Italienreise nach Genua beispielsweise
schreibt: „Ja, mich dünkt zuweilen, der Teufel, der Adel und die Jesuiten
existiren nur so lange, als man an sie glaubt.“ Ein Zitat aus demselben Werk
zeigt, wie boshaft Heines Humor sein konnte: „Die Tyroler sind schön, heiter,
ehrlich, brav, und von unergründlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde
Menschenrace, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank seyn zu können.“ Auch die Zensur, der alle seine Veröffentlichungen
in Deutschland unterworfen waren, verstand Heine satirisch zu unterlaufen, wie
1827 im Buch Le Grand mit dem folgenden, vorgeblich zensierten Text: Die deutschen
Censoren —— —— —— ——
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—— —— —— —— —— Dummköpfe —— ——
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—— —— —— —— —— Ab November 1827, als er Redakteur der Neuen
allgemeinen politischen Annalen in München wurde, geriet Heine nach Georg
Lukács in einen „ständigen Guerillakampf mit der Zensur um die große
Öffentlichkeit“. Seit dieser Zeit wurde er allmählich als großes literarisches
Talent wahrgenommen, und sein Ruhm verbreitete sich in Deutschland und Europa. Exil in ParisWährend eines Erholungsaufenthalts auf Helgoland
im Sommer 1830 erfuhr Heine vom Beginn der Julirevolution, die er
enthusiastisch begrüßte. In seinen Briefen aus Helgoland, die erst 1840
als zweites Buch seiner Börne-Denkschrift veröffentlicht wurden, heißt es unter
dem 10. August 1830: „Ich bin der Sohn der Revoluzion und greife wieder
zu den gefeyten Waffen, worüber meine Mutter ihren Zaubersegen ausgesprochen …
Blumen! Blumen! Ich will mein Haupt bekränzen zum Todeskampf. Und auch die
Leyer, reicht mir die Leyer, damit ich ein Schlachtlied singe … Worte gleich
flammenden Sternen, die aus der Höhe herabschießen und die Paläste verbrennen
und die Hütten erleuchten …“ – Ludwig Börne. Eine Denkschrift Wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner
politischen Ansichten zunehmend angefeindet – vor allem in Preußen – und der
Zensur in Deutschland überdrüssig, übersiedelte Heine 1831 nach Paris. Hier
begann seine zweite Lebens- und Schaffensphase. Paris habe für ihn eine
„ähnlich lebensauffrischende Bedeutung“ gehabt wie „für Goethe die Flucht nach
Italien“, urteilt sein Biograph Max Brod. Auch Georg Lukács wertet die
Übersiedlung nach der Julirevolution als eminent bedeutsam für Heines
Biografie: sie machte „aus ihm einen revolutionären Publizisten von
europäischem Format und europäischer Bedeutung“. Im Oktober 1832 schrieb Heine in einem Brief an
den Komponisten Ferdinand Hiller: „Fragt Sie jemand wie ich mich hier befinde, so
sagen Sie: wie ein Fisch im Wasser. Oder vielmehr, sagen Sie den Leuten; daß,
wenn im Meere ein Fisch den anderen nach seinem Befinden fragt, so antworte
dieser: ich befinde mich wie Heine in Paris.“ Seine erste Arbeit aus Frankreich war ein Bericht
über die Gemäldeausstellung im Pariser Salon von 1831 für die deutsche
Zeitschrift Morgenblatt für gebildete Stände. Darin besprach er
u. a. das im Jahr zuvor entstandene Gemälde Die Freiheit führt das Volk
von Eugène Delacroix. Die französische Hauptstadt inspirierte Heine zu
einer wahren Flut von Essays, politischen Artikeln, Polemiken, Denkschriften,
Gedichten und Prosawerken. Doch Zeit seines Lebens sehnte er sich nach
Deutschland, wie sein Gedicht In der Fremde belegt:
Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.
|
Das küßte mich auf deutsch und sprach auf
deutsch
(Man glaubt es kaum Wie gut es klang)
das Wort: „Ich liebe dich!“
Es war ein Traum.
|
|
Er sollte dieses Vaterland nur noch zweimal
wiedersehen, blieb aber in ständigem Kontakt mit den Verhältnissen dort. Indem
er versuchte, den Deutschen Frankreich und den Franzosen Deutschland näher zu
bringen, gelangen ihm Analysen von nahezu prophetischer Qualität. Früher als
die meisten seiner Zeitgenossen erkannte Heine den zerstörerischen Zug im
deutschen Nationalismus, der sich – anders als der französische –
zusehends von den Ideen der Demokratie und der Volkssouveränität entfernte. Der
Dichter spürte in ihm vielmehr einen untergründigen Hass auf alles Fremde, wie
er in dem Gedicht Diesseits und jenseits des Rheins schrieb (Anhang zum Romanzero[):
Aber wir verstehen uns bass,
Wir Germanen auf den Hass.
Aus Gemütes Tiefen quillt er,
Deutscher Hass! Doch riesig schwillt er,
Und mit seinem Gifte füllt er
Schier das Heidelberger Faß. Während er das französische Publikum mit der
deutschen Romantik und der deutschen Philosophie vertraut machte, versuchte
Heine, seinen deutschen Lesern die französische Kultur näherzubringen und dem
in Deutschland verbreiteten Franzosenhass entgegenzuwirken. Er nahm zunehmend
die Rolle eines geistigen Vermittlers zwischen beiden Ländern ein. Seit 1832
war er als Pariser Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung
tätig. Gegründet von Johann Friedrich Cotta, dem bedeutendsten Verleger der
Weimarer Klassik, war sie zu dieser Zeit die meistgelesene deutschsprachige
Tageszeitung. In ihr stellte Heine seine Position erstmals auch in einem
gesamteuropäischen Rahmen dar. So verfasste er für die Allgemeine Zeitung
eine Artikelserie, die sein Hamburger Verleger Julius Campe im Dezember 1832
unter dem Titel Französische Zustände in Buchform herausgab. Sie gilt
als Meilenstein der deutschen Literatur- und Pressegeschichte, da Heine mit ihr
formal und inhaltlich den modernen, politischen Journalismus begründete, eine
Geschichtsschreibung der Gegenwart, deren Stil das deutsche Feuilleton bis
heute prägt. Die Artikel, die ganz den freiheitlichen Geist der
Julirevolution atmeten, wurden als politische Sensation empfunden. Cottas Blatt
druckte die Berichte zwar anonym, aber allen politisch Interessierten war klar,
wer ihr Autor war. So begeistert die Leserschaft, so empört war die Obrigkeit
über die Artikel. Als Folge der Pariser Julirevolution von 1830 hatte sich
nämlich in Deutschland die nationalliberale, demokratische Opposition formiert,
die immer lauter nach Verfassungen in den Ländern des Deutschen Bundes
verlangte. Der österreichische Staatskanzler Metternich ließ bei Cotta
intervenieren, sodass die Allgemeine Zeitung die Artikelserie einstellte
und das von Heine gelieferte Kapitel IX nicht mehr abdruckte. Auch Julius Campe
legte gegen Heines Willen das Manuskript von Französische Zustände der
Zensurbehörde vor. Publikationsverbote in
DeutschlandZensur und Polizei im Deutschen Bund reagierten
mit Verboten, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen und Verhören. Vor allem
Heines Vorrede zur deutschen Buchausgabe erregte den Unwillen der
Behörden. Campe druckte sie daraufhin nicht ab, eine Entscheidung, die sein
Verhältnis zu Heine stark belastete und diesen veranlasste, in Paris eine
unzensierte Separatausgabe der Vorrede herauszugeben. Auch Campe brachte
daraufhin einen Sonderdruck, der aber wieder eingestampft werden musste. 2010
veröffentlichte der Verlag Hoffmann und Campe eine Faksimile-Edition der
Handschrift „Französische Zustände“, deren Original bis dahin als verschollen
galt. In der Folge wurden Heines Werke – auch alle
zukünftigen – 1833 zunächst in Preußen und 1835, auf Beschluss des Frankfurter
Bundestages, in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verboten. Das
gleiche Schicksal traf die Dichter des Jungen Deutschland. Im Beschluss des
Bundestages hieß es, die Mitglieder dieser Gruppe zielten darauf ab, „in
belletristischen, für alle Classen von Lesern zugänglichen Schriften die
christliche Religion auf die frechste Weise anzugreifen, die bestehenden
socialen Verhältnisse herabzuwürdigen und alle Zucht und Sittlichkeit zu
zerstören“. Am 16. April 1844 erließ das Königreich Preußen Grenzhaftbefehle
gegen Marx, Heine und andere Mitarbeiter sozialistischer Periodika für den
Fall, dass sie preußischen Boden betreten sollten; im Dezember 1844 wurden
gegen sie Ausweisungsbefehle vom französischen Außenminister François Guizot
erlassen. Vor der Ausweisung schützte Heine der Umstand, dass er im damals von
Frankreich besetzten Rheinland geboren worden war. Paris wurde endgültig zu
Heines Exil. Die Publikationsverbote in Deutschland beraubten
Heine eines Teils seiner Erwerbsquellen. Damit rechtfertigte er später die
zeitweilige Annahme einer Staatspension von Seiten der französischen Regierung.
Die Zahlungen, die sich insgesamt auf 37.400 Francs beliefen, wurden ihm knapp
acht Jahre lang gewährt und nach der Februarrevolution 1848 gestrichen. Freundschaften und EheHeine genoss das Leben in der französischen
Hauptstadt und trat mit den dort lebenden Größen des europäischen Kulturlebens
in Kontakt, so mit Hector Berlioz, Ludwig Börne, Frédéric Chopin, George Sand,
Alexandre Dumas und Alexander von Humboldt. Allmählich wurde es
selbstverständlich, dass deutsche Schriftsteller von Rang ihn besuchten, wenn
sie sich in Paris aufhielten, darunter Franz Grillparzer, Friedrich Hebbel und
Georg Herwegh. Auch der Komponist Richard Wagner pflegte während seines
zweijährigen Paris-Aufenthalts Umgang mit Heine. Unter den Landsleuten, die Heines
Bekanntschaft suchten, befanden sich auch etliche Spione Metternichs, deren
Geheimberichte 1912 publik gemacht wurden. Eine Zeitlang verkehrte Heine auch mit utopischen
Sozialisten wie Prosper Enfantin, einem Schüler Saint-Simons. Heines Hoffnung, in
dessen quasireligiöser Bewegung ein „neues Evangelium“, ein „drittes Testament“
zu finden, hatte zu seinem Entschluss beigetragen, nach Paris überzusiedeln.
Nach anfänglicher Faszination wandte er sich bald von den Saint-Simonisten ab,
auch deshalb, weil sie von ihm verlangten, sein Künstlertum in ihren Dienst zu
stellen. 1835, als das Scheitern der Bewegung offenkundig geworden war, schrieb
Heine: „Wir [die Pantheisten] wollen keine Sanskülotten
seyn, keine frugale Bürger, keine wohlfeile Präsidenten: wir stiften eine
Demokrazie gleichherrlicher, gleichheiliger, gleichbeseligter Götter.[…] Die
Saint-Simonisten haben etwas der Art begriffen und gewollt. Aber sie standen
auf ungünstigem Boden, und der umgebende Materialismus hat sie niedergedrückt,
wenigstens für einige Zeit. In Deutschland hat man sie besser gewürdigt.“ – Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland Im Jahr 1833 lernte Heine die damals 18-jährige
Schuhverkäuferin Augustine Crescence Mirat (1815–1883) kennen, die er Mathilde
nannte. Wahrscheinlich seit Oktober 1834 lebte er mit ihr zusammen, heiratete
sie aber erst sieben Jahre später. Die Ehe sollte kinderlos bleiben. Mathilde hatte seit 1830 als sogenannte Grisette
in Paris gelebt, das heißt: als alleinstehende, berufstätige, junge Frau, die
nach den Maßstäben der Zeit nicht als „ehrbar“ galt. Sie war attraktiv, hatte
große dunkle Augen, dunkelbraunes Haar, ein volles Gesicht und eine viel
bewunderte Figur. Charakteristisch war ihre hohe „Grasmückenstimme“, die auf
viele einen infantilen Eindruck machte, auf Heine aber wohl faszinierend
wirkte. Er scheint sich spontan in Mathilde verliebt zu haben. Viele seiner
Freunde dagegen, unter ihnen Marx und Engels, lehnten seine Verbindung mit der
einfachen und lebenslustigen Frau ab. Heine aber scheint sie auch deshalb
geliebt zu haben, weil sie ihm ein Kontrastprogramm zu seiner intellektuellen
Umgebung bot. Zu Beginn ihrer Beziehung hatte er versucht, der Bildung seiner
vom Lande stammenden Freundin ein wenig aufzuhelfen. Auf sein Betreiben lernte
sie lesen und schreiben, und er finanzierte mehrere Aufenthalte in
Bildungsanstalten für junge Frauen. Ihr gemeinsames Leben verlief mitunter turbulent:
Heftigen Ehekrächen, oft ausgelöst durch Mathildes freigiebigen Umgang mit
Geld, folgte die Versöhnung meist auf dem Fuß. Neben liebevollen Schilderungen
seiner Frau finden sich bei Heine auch boshafte Verse, wie die aus dem Gedicht Celimene: Deine Nücken, deine Tücken,
Hab ich freylich still ertragen
Andre Leut' an meinem Platze
Hätten längst dich todt geschlagen. Heine schätzte sie, obwohl – oder gerade
weil – Mathilde kein Deutsch sprach und deshalb auch keine wirkliche
Vorstellung von seiner Bedeutung als Dichter besaß. Überliefert ist ihr
Ausspruch: „Mein Mann machte dauernd Gedichte; aber ich glaube nicht, daß dies
besonders viel wert war, denn er war nie damit zufrieden.“ Gerade diese
Unkenntnis deutete Heine als Zeichen dafür, dass Mathilde ihn als Menschen und
nicht als prominenten Dichter liebte. Seine jüdische Herkunft hat Heine ihr zeitlebens
verschwiegen. Die Eheschließung fand am 31. August 1841 in Paris, in der Kirche
St-Sulpice statt, auf Mathildes Wunsch nach katholischem Ritus. Der Grund für
die Hochzeit war eine Duellforderung, die sich aus einem zunächst rein literarischen
Streit ergeben hatte. Romantische Schule und
Kontroverse mit Ludwig BörneWichtige Werke jener Jahre waren Die
romantische Schule (1836), das Romanfragment Der Rabbi von Bacherach
(1840) und die Denkschrift Ludwig Börne (1840). Die Romantische Schule fasste Zeitschriftenartikel zusammen, die 1833 unter dem
Titel Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland
erschienen waren. Darin wollte Heine den Franzosen ein aktuelleres und
realistischeres Bild der deutschen romantischen Literatur vermitteln als es das
einflussreiche Werk De l’Allemagne von Madame de Staël aus dem Jahr 1813
gezeichnet hatte. Während er die Romantiker wegen ihrer Hinwendung zum
katholischen Mittelalter und zu einem engen, franzosenfeindlichen, von oben
verordneten Patriotismus scharf kritisierte, stellte er Goethe voller
Hochachtung neben Homer und Shakespeare. Gleichwohl warf er auch seiner
Dichtung Wirklichkeitsferne vor. In einem Brief an Varnhagen hatte er schon
1830 die „Kunstbehaglichkeit des großen Zeitablehnungsgenies, der sich selbst
letzter Zweck ist“, kritisch kommentiert. Zentrale Aussage der Schrift ist,
dass nicht nur die romantische Schule, sondern mit Goethes Tod auch die von ihm
geprägte „Kunstperiode“ zu Ende gegangen sei. Eine neue literarische Schule blende
die gesellschaftliche Realität nicht länger aus und stehe für die Einheit von
Wort und Tat. Damit waren das Junge Deutschland und sein Vorläufer Jean Paul
gemeint, die eine solche Programmatik vertraten. Er selbst sah sich zugleich
als letzten Dichter der alten lyrischen Schule und Eröffner der „neuen Schule“,
der „modernen deutschen Lyrik“. Insbesondere bekannte sich Heine in der Romantischen
Schule zu Gotthold Ephraim Lessing, den er als Geistesverwandten und als
„Champion der Geistesfreiheit und Bekämpfer der klerikalen Intoleranz“ sah,
ganz im Sinne des Ideals des Jungen Deutschland. Er sei derjenige
Schriftsteller, den er „in der ganzen Literaturgeschichte […] am meisten
liebe“. Bereits ein Jahr vor dem Erscheinen der Romantischen Schule
hatte Heine in Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland
festgestellt, „was die Zeit fühlt und denkt und bedarf und will“ sei „der Stoff
der modernen Literatur“. Mit der Börne-Denkschrift, dem
Literaturwissenschaftler Gerhard Höhn zufolge „eines der am kunstreichsten
gearbeiteten Werke Heines“, antwortete der Autor auf die Briefe aus Paris
(1830–1833) seines 1837 verstorbenen, einstigen Freundes. In ihnen hatte Börne
„Heines Integrität radikal infrage gestelllt“ und ihn der „Charakterschwäche“
und des „käuflichen Opportunismus“ bezichtigt und ihm vorgeworfen, die Ziele
der Revolution verraten zu haben. Ähnlich wie im Streit mit von Platen spielten
auch in der Auseinandersetzung mit dem radikal-republikanischen Publizisten
Ludwig Börne, der zu seiner Zeit bekannter war als Heine, persönliche
Animositäten eine Rolle. Die wahren Ursachen jedoch waren grundsätzlicher
Natur: In Heines dualistischer Perspektive handelte es sich um den Zweikampf
zwischen „jüdischem Spiritualismus“, den er Börne unterstellte, und der
„hellenistischen Lebensherrlichkeit“, die er, in der Nachfolge Goethes, für
sich in Anspruch nahm. Insofern geriet ihm das Börne-Portrait zugleich zu einem
Selbstportrait über sein Selbstverständnis als Dichter und Intellektueller. Während seines gesamten Schaffens war Heine um ein
überparteiliches Künstlertum bemüht. Er verstand sich als freier, unabhängiger
Dichter und Journalist und sah sich zeit seines Lebens keiner politischen
Strömung verpflichtet. Von Ludwig Börne grenzte er sich zunächst noch auf eine
Weise ab, die dieser als wohlwollend empfinden konnte: „Ich bin eine
gewöhnliche Guillotine, und Börne ist eine Dampfguillotine.“ Wenn es aber um
Kunst und Dichtung ging, räumte Heine der Qualität eines Werks immer einen
höheren Rang ein als der Intention oder der Gesinnung des Autors. Börne erschien diese Haltung opportunistisch. Er
warf Heine mehrfach Gesinnungsmangel vor und forderte, ein Dichter habe im
Freiheitskampf klar Position zu beziehen. Mit dem Streit darüber, ob und
wieweit ein Schriftsteller parteilich sein dürfe, nahmen Heine und Börne
spätere Debatten über politische Moral in der Literatur vorweg. Ähnliche
Auseinandersetzungen gab es im 20. Jahrhundert beispielsweise zwischen Heinrich
und Thomas Mann, Gottfried Benn und Johannes R. Becher, Georg Lukács und
Theodor W. Adorno, Jean-Paul Sartre und Claude Simon. Daher hält Hans Magnus
Enzensberger den Streit zwischen Heine und Börne für die „folgenreichste
Kontroverse der deutschen Literaturgeschichte“. Die Denkschrift erschien erst 1840, drei Jahre
nach Börnes Tod unter dem missverständlichen, von Heine nicht autorisierten
Titel Heinrich Heine über Ludwig Börne und enthielt Spötteleien über das
Dreiecksverhältnis zwischen Börne, seiner Freundin Jeanette Wohl und deren
Ehemann, dem Frankfurter Kaufmann Salomon Strauß. Dies wurde Heine selbst von
ansonsten wohlwollenden Lesern übel genommen. So schrieb der frühere
Jungdeutsche Karl Gutzkow in einer Besprechung des Buches (1840), es zeige
Heine „vollkommen in seiner moralischen Auflösung“ Der junge Friedrich Engels
bezeichnete das Werk als „das Nichtswürdigste, was jemals in deutscher Sprache
geschrieben wurde“. Strauß wiederum, der sich durch die Veröffentlichung
bloßgestellt fühlte, behauptete später, er habe den Dichter wegen seiner Äußerungen
öffentlich geohrfeigt. Daraufhin forderte Heine ihn zu einem Pistolenduell auf.
Bevor es dazu kam, heiratete er 1841 Mathilde, die er für den Fall seines Todes
materiell versorgt wissen wollte. Bei dem Schusswechsel wurde Heine aber nur
leicht an der Hüfte verletzt. Strauß blieb gänzlich unversehrt. Deutschlandreisen und
ErbschaftsstreitIm Jahr 1844 erschien Heines zweiter Lyrikband, Neue
Gedichte. Dessen erste Teile (Neuer Frühling und Verschiedene)
hingen entstehungsgeschichtlich und inhaltlich noch mit dem Buch der Lieder
zusammen. Es sind „Nachklänge der frühen Lyrik“, wenngleich die „für die
deutsche Lyrik ungewöhnlich offen sinnliche Erotik“ der Verschiedenen
bei Kritik und Publikum Anstoß erregten. Andere Teile, wie Deutschland. Ein
Wintermärchen, das erst später als Separatdruck erschien, und die Zeitgedichte
veranlassten die preußischen Behörden unmittelbar nach Veröffentlichung zur
Beschlagnahme und zum Verbot, obwohl die Bedenken des Verlegers bereits
verhindert hatten, einige besonders scharfe politische Gedichte, darunter das Weberlied,
aufzunehmen. Gerhard Höhn hat auf die „verborgene Grundstruktur“ der einzelnen
Teile des Bandes hingewiesen: „Liebe und Leiden werden in den vier Teilen auf
vier verschiedene Weisen behandelt […]. So dominiert in Neuer Frühling
scheiternde Liebe, in Verschiedene desillusionäres Leiden am rein
körperlichen Liebesgenuß, in Romanzen trügerische Liebe und im Schluß
der Zeitgedichte die leidende Liebe zum gewandelten, deutschen
Vaterland.“[ Den Abschluss der Neuen Gedichte bilden die
1843 entstandenen Nachtgedanken mit dem oft zitierten Eingangsvers Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Thränen fließen. Das Gedicht endet mit den Zeilen: Gottlob! durch meine Fenster bricht
Französisch heit’res Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
Und lächelt fort die deutschen Sorgen. Die „deutschen Sorgen“ Heines betrafen nicht nur
die politischen Zustände jenseits des Rheins, sondern auch seine mittlerweile
verwitwete, allein lebende Mutter, deren Wohnung dem großen Hamburger
Stadtbrand von 1842 zum Opfer gefallen war. Nicht zuletzt um sie wiederzusehen
und ihr seine Frau vorzustellen, unternahm er 1843 und 1844 seine zwei letzten
Reisen nach Deutschland. In Hamburg traf er seinen Verleger Campe und zum
letzten Mal seinen Onkel Salomon Heine. Mit den Versen über das Israelitische
Krankenhaus in Hamburg, das Salomon gestiftet hatte, setzte Heine seinem
langjährigen Förderer ein literarisches Denkmal. Darin heißt es
Der theure Mann! Er baute hier ein Obdach
Für Leiden, welche heilbar durch die Künste
Des Arztes, (oder auch des Todes!), sorgte
Für Polster, Labetrank, Wartung und Pflege –
|
Ein Mann der That, that er, was eben thunlich;
Für gute Werke gab er hin den Taglohn
Am Abend seines Lebens, menschenfreundlich,
Durch Wohlthun sich erholend von der Arbeit
|
|
Als Salomon noch im Dezember 1844 starb, brach
zwischen seinem Sohn Carl und seinem Neffen Heinrich Heine ein mehr als zwei
Jahre andauernder Erbschaftsstreit aus. Carl stellte nach dem Tod seines Vaters
die Zahlung einer Jahresrente ein, die Salomon Heine seinem Neffen 1838
bewilligt, deren Fortzahlung er aber nicht testamentarisch verfügt hatte.
Heinrich Heine, der sich von seinem Cousin gedemütigt fühlte, setzte im
weiteren Verlauf des Streits auch publizistische Mittel ein und übte öffentlich
Druck auf Carl aus. Dieser stimmte im Februar 1847 schließlich einer
Weiterzahlung der Rente zu, unter der Bedingung, dass Heinrich Heine nichts
mehr ohne seine Zustimmung über die Familie veröffentlichen durfte. Der Streit entsprang der steten Sorge Heines um
seine eigene finanzielle Absicherung und um die seiner Frau. Dabei war er nicht
nur ein künstlerisch, sondern auch ökonomisch sehr erfolgreicher
Schriftsteller: Er verdiente in seiner besten Pariser Zeit bis zu 34.700 Francs
jährlich, was einer aktuellen Kaufkraft (2007) von weit über 200.000 Euro
entsprochen hätte. Ein Teil dieses Einkommens verdankte er der erwähnten,
französischen Staatsrente, die jedoch nach der Februarrevolution 1848
gestrichen wurde. Heine empfand seine finanzielle Lage dennoch immer als
unsicher und stellte sie öffentlich meist schlechter dar, als sie in
Wirklichkeit war. In den späten Jahren ging es ihm vor allem darum, seine Frau
materiell abzusichern. Mathilde erwies sich allerdings nach Heines Tod selbst
als äußerst geschäftstüchtig und verhandelte mit Campe sehr erfolgreich über
die weitere Verwertung der Werke ihres Mannes. Heine und der SozialismusMitte der 1840er Jahre entstanden Heines große
Versepen Atta Troll. Ein Sommernachtstraum (1843), das auf seine
Pyrenäenreise 1841 zurückgeht, und – angeregt durch seine Deutschlandreise von
1843 – Deutschland. Ein Wintermärchen (1844). Die Titel beider Werke
spielen auf Stücke William Shakespeares an, auf Ein Sommernachtstraum
und Das Wintermärchen. Dies verweist nach Gerhard Höhn auf ihre
„antithetische Zusammengehörigkeit“. In Form eines Tierepos ironisiert Atta
Troll die zeitgenössische Tendenzliteratur und preist die Autonomie der
Kunst: „Traum der Sommernacht! Phantastisch
Zwecklos ist mein Lied. Ja, zwecklos
Wie die Liebe, wie das Leben,
Wie der Schöpfer sammt der Schöpfung!“ – Atta Troll, Caput III Bereits 1837 hatte er in einem Theater-Brief an
einen Freund bekannt: „Ich bin für die Autonomie der Kunst; weder der Religion,
noch der Politik soll sie als Magd dienen, sie ist sich selber letzter Zweck,
wie die Welt selbst.“ Gleichwohl legte er wenig später mit Deutschland.
Ein Wintermärchen eine unverhohlen engagierte Dichtung vor, in der er
äußerst bissig die staatlichen, kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse
in Deutschland kritisierte. So schildert er in den Eingangsversen eine Szene
gleich nach dem Grenzübertritt, in der ein Mädchen „mit wahrem Gefühle und
falscher Stimme“ eine fromme Weise zur Harfe singt:
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
|
Ein neues Lied, ein besseres Lied
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch
Was fleißige Hände erwarben.
|
|
In diesen Versen klingen Ideen von Karl Marx an,
den er in jenen Jahren kennengelernt hatte. Georg Lukàcs zufolge ist Heine zu
der Zeit „dem revolutionären Standpunkt von Marx und Engels näher als sonst
irgendein Zeitgenosse“. Schon seit Beginn der 1840er Jahre hatte sich Heines
Ton zusehends radikalisiert. Er gehörte zu den ersten deutschen Dichtern, die
die Folgen der einsetzenden Industriellen Revolution zur Kenntnis nahmen und
das Elend der neu entstandenen Arbeiterklasse in ihren Werken aufgriffen.
Beispielhaft dafür ist sein Gedicht Die schlesischen Weber, das auch als
Weberlied bekannt wurde, vom Juni 1844. Es war von dem Weberaufstand
inspiriert, der im selben Monat in den schlesischen Ortschaften Peterswaldau
und Langenbielau begann.
Im düstern Auge keine Thräne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne;
Deutschland, wir weben dein Leichentuch.
Wir weben hinein den dreyfachen Fluch –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterkälte und Hungersnöthen;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen läßt –
Wir weben, wir weben!
|
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Und Fäulniß und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreyfachen Fluch,
Wir weben, wir weben!
|
|
Der „dreifache Fluch“ bezieht sich auf den
Schlachtruf der Preußen von 1813: „Mit Gott für König und Vaterland!“
Vermittelt von Karl Marx, erschien das Gedicht am 10. Juni 1844 unter dem Titel
Die armen Weber in der Wochenzeitung Vorwärts!. Es wurde in einer
Auflage von 50.000 Stück als Flugblatt in den Aufstandsgebieten verteilt. Der
preußische Innenminister Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg bezeichnete das
Werk in einem Bericht an König Friedrich Wilhelm IV. als „eine in
aufrührerischem Ton gehaltene und mit verbrecherischen Äußerungen angefüllte
Ansprache an die Armen im Volke“. Das Königlich Preußische Kammergericht
ordnete ein Verbot des Gedichts an. Ein Rezitator, der es dennoch gewagt hatte,
es öffentlich vorzutragen, wurde 1846 in Preußen zu einer Gefängnisstrafe
verurteilt. Friedrich Engels, der Heine im August 1844 in Paris kennengelernt
hatte und ihn als den „hervorragendsten unter allen lebenden deutschen
Dichtern“ bezeichnete, übersetzte das Weberlied ins Englische und
publizierte es im Dezember desselben Jahres in der Zeitung „The New Moral
World“. Später schrieb Heine für die von Marx maßgeblich beeinflussten
Zeitschriften Vorwärts! und Deutsch-Französische Jahrbücher. Im Dezember 1844 besuchte ein junger Student Heine
in Paris: Ferdinand Lassalle, der spätere Begründer der deutschen
Sozialdemokratie. Der energiegeladene Linkshegelianer imponierte dem Dichter
ungemein wegen seiner Kampfansage an den Kapitalismus als „organisierten
Räuberzustand“. Enthusiastisch schrieb Heine an Lassalles Vater: „In diesem
neunzehnjährigen Jüngling sehe ich den Messias unseres Jahrhunderts.“ Darüber hinaus pflegte Heine seit Beginn seiner
Pariser Zeit Kontakte zu Vertretern des Saint-Simonismus, einer frühen
sozialistischen Strömung. Besonders mit Pierre Leroux, der zum gemeinsamen
engeren Bekanntenkreis George Sands gehörte, kam es zum intellektuellen
Austausch über dessen Sozialphilosophie und die revolutionäre Rolle der
deutschen Philosophie, namentlich der Hegelschen. In einem Portrait für eine
deutsche Zeitung bezeichnete er ihn als „den ersten Kirchenvater des
Communismus“. Als eine führende Persönlichkeit des Sozialismus und möglichen
Wegbereiter der künftigen Revolution würdigte Heine Louis Blanc, an dessen
Schrift L’organisation du Travail er die „glühende Phantasie für die
Leiden des Volkes“ und zugleich die „Vorliebe für Ordnung[,] jene gründliche
Abneigung gegen Anarchie“ hervorhob. Trotz seiner freundschaftlichen
Beziehungen zu Marx und Engels hatte er jedoch ein ambivalentes Verhältnis zur
marxistischen Philosophie. Heine erkannte die Not der entstehenden
Arbeiterklasse und unterstützte ihre Anliegen. Zugleich fürchtete er, dass der
Materialismus und die Radikalität der kommunistischen Idee vieles von dem
vernichten würden, was er an der europäischen Kultur liebte und bewunderte.
Motive seines „libertären und hedonistischen Sozialismus“ finden sich auch im
Vorwort zur französischen Ausgabe von „Lutetia“, das Heine im Jahr vor seinem
Tod schrieb: „Dieses Geständniß, daß den Com<m>unisten
die Zukunft gehört, machte ich im Tone der größten Angst und Besorgniß, und
ach! diese Tonart war keineswegs eine Maske! In der That, nur mit Grauen und
Schrecken denke ich an die Zeit wo jene dunklen Iconoklasten zur Herrschaft
gelangen werden: mit ihren rohen Fäusten zerschlagen sie als dann alle
Marmorbilder meiner geliebten Kunstwelt, sie zertrüm<m>ern alle jene
phantastischen Schnu<r>pfeifereyen die dem Poeten so lieb waren; sie
hakken mir meine Lorbeerwälder um und pflanzen darauf Kartoffel<n> […]
und ach! mein Buch der Lieder wird der Krautkrämer zu Düten verwenden um Kaffe
oder Schnupftabak darin zu schütten für die alten Weiber der Zukunft – Ach! das
sehe ich alles voraus und eine unsägliche Betrübniß ergreift mich wenn ich an
den Untergang denke womit meine Gedichte und die ganze alte Weltordnu<n>g
von dem Communismus bedroht ist – Und dennoch ich gestehe es freymüthig, übt
derselbe auf mein Gemüth einen Zauber, dessen ich mich nicht erwehren kann, in
meiner Brust sprechen zwey Stimmen zu seinen Gunsten, die sich nicht zum
Schweigen bringen lassen […]. Denn die erste dieser Stimmen ist die der Logik.
[…] und kann ich der Prämisse nicht widersprechen: »daß alle Menschen das Recht
haben zu essen«, so muß ich mich auch allen Folgerungen fügen […]. Die zweite
der beiden zwingenden Stimmen von welchen ich rede, ist noch gewaltiger als die
erste, denn sie ist die des Hasses, des Hasses den ich jenem gemeinsamen Feinde
widme, der den bestimmtesten Gegensatz zu dem Communismus bildet und der sich
dem zürnenden Riesen, schon bey seinem ersten Auftreten entgegenstellen wird –
ich rede von der Parthey der sogenannten Vertreter der Nazionalität in
Deutschland, von jenen falschen Patrioten deren Vaterlandsliebe nur in einem
blödsinnigen Widerwillen gegen das Ausland und die Nachbarvölker besteht und
die namentlich gegen Frankreich täglich ihre Galle ausgießen.“ – Heines Entwurf zur Préface für die französische Ausgabe der Lutezia (1855) Die gescheiterte
Revolution „Eine
Revolution ist ein Unglück, aber ein noch größeres Unglück ist eine
verunglückte Revolution.“ – Ludwig Börne. Eine Denkschrift Der liberal-konstitutionellen Bewegung
nahestehend, verfolgte Heine die europäischen Revolutionen von 1848/49 mit
gemischten Gefühlen. Mit den politischen Verhältnissen, wie sie die
Julirevolution von 1830 in Frankreich geschaffen hatte, war er weitgehend
einverstanden. Er hatte daher auch kein Problem damit, die Rente des
französischen Staates zu akzeptieren. Die Pariser Februarrevolution und ihre
Auswirkungen sah er mit wachsender Skepsis. Seiner Mutter schrieb er im März
1848: „Du hast keinen Begriff davon, welche Misère jetzt hier herrscht. Die
ganze Welt wird frey und bankrott.“ In einem Brief an Julius Campe vom 9. Juli
1848 charakterisierte er die „Zeitereignisse“ als „Universalanarchie,
Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn“. Auch aus dem so
genannten „Waterloo-Fragment“ von 1854, dessen Druck Campe ablehnte, geht
Heines kritische Haltung zur Februarrevolution hervor. In den Staaten des Deutschen Bundes ging es den
Revolutionären aber darum, einen demokratisch verfassten Nationalstaat, wie
Heine ihn in Frankreich bereits realisiert sah, überhaupt erst zu schaffen.
Dieses Ziel, das Heine unterstützte, verfolgten zunächst auch die Liberalen
während der Märzrevolution. Da die Verfechter einer republikanisch-demokratischen
Staatsform sowohl in den neu besetzten Kammerparlamenten als auch in der
Frankfurter Nationalversammlung eine parlamentarische Minderheit bildeten,
wandte sich Heine von der Entwicklung in Deutschland enttäuscht ab. Im Versuch
des ersten gesamtdeutschen Parlaments, eine Monarchie unter einem erblichen
Kaisertum zu schaffen, sah er politisch untaugliche, romantische Träumereien
von einer Wiederbelebung des 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reichs. In dem Gedicht Michel nach dem März schrieb
er:
Doch als die schwarz-roth-goldne Fahn,
Der alt germanische Plunder,
Aufs Neu’ erschien, da schwand mein Wahn
Und die süßen Mährchenwunder.
Ich kannte die Farben in diesem Panier
Und ihre Vorbedeutung:
Von deutscher Freyheit brachten sie mir
Die schlimmste Hiobszeitung.
Schon sah ich den Arndt, den Vater Jahn
Die Helden aus anderen Zeiten
Aus ihren Gräbern wieder nah’n
Und für den Kaiser streiten.
|
Die Burschenschaftler allesammt
Aus meinen Jünglingsjahren,
Die für den Kaiser sich entflammt,
Wenn sie betrunken waren.
Ich sah das sündenergraute Geschlecht
Der Diplomaten und Pfaffen,
Die alten Knappen vom römischen Recht,
Am Einheitstempel schaffen – (…)
|
|
Die Farben Schwarz-Rot-Gold waren in Heines Augen
ein rückwärtsgewandtes Symbol, die Farben der deutschen Burschenschafter, denen
er „Teutomanie“ und „Phrasenpatriotismus“ vorwarf. Kritikern dieser Haltung
hatte er bereits 1844 im Vorwort zu „Deutschland. Ein Wintermärchen“
geantwortet: „Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen
Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein
bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland
ebensosehr wie ihr.“ Die erste Phase der Revolution scheiterte, als
Preußens König Friedrich Wilhelm IV. im Frühjahr 1849 die erbliche Kaiserwürde
ablehnte, die ihm eine von der Nationalversammlung entsandte Kaiserdeputation
angetragen hatte. Als Reaktion darauf entstand insbesondere in West- und
Südwestdeutschland eine neue demokratische Aufstandsbewegung, die die Fürsten
zur Annahme der Paulskirchenverfassung zwingen wollte. Bis Ende Juli 1849
schlugen vor allem preußische Truppen diese letzte Welle der Revolution nieder,
zuletzt im Großherzogtum Baden. Resigniert kommentierte Heine die Vorgänge in
seinem Gedicht Im Oktober 1849:
Gelegt hat sich der starke Wind
Und wieder stille wird’s daheime.
Germania, das große Kind
Erfreut sich wieder seiner Weihnachtsbäume. (…)
|
Gemüthlich ruhen Wald und Fluß,
Von sanftem Mondlicht übergossen;
Nur manchmal knallt’s – Ist das ein Schuß? –
Es ist vielleicht ein Freund, den man erschossen.
|
|
Christian Liedtke, Archivar am
Heinrich-Heine-Institut, wertet dieses Gedicht als „beispielhaft für seine
[Heines] gesamte politische Lyrik im Nachmärz“, die er mit einem Wort von Klaus
Briegleb als eine „Poesie der Besiegten“ charakterisiert. Das Scheitern der deutschen Revolution führte
Heine nach Walter Grab auf subjektive Faktoren zurùck, nämlich die „Dummheit,
Feigheit und politischen Mittelmäßigkeit ihrer intellektuellen Wortführer“.
Ihnen sei es nicht gelungen, ihre politischen Forderungen mit den „sozialen
Anliegen der Massen des Kleinbürgertums, der Bauern, Handwerker und Arbeiter zu
verknüpfen“ wie es noch die Jakobiner im „Großen Wohlfahrtsausschuss“ 1793
vermocht hätten. Die eigentliche deutsche Revolution stand für
Heine noch aus, aber er war sicher, dass sie eines Tages kommen würde. Denn er
war grundsätzlich der Auffassung, dass jedes Wissen und jede Erkenntnis
irgendwann zur Tat werde. In Caput VI des „Wintermärchens“ kleidet er diese
Überzeugung in das Bild der geheimnisvollen, dunklen Gestalt, die ihm überall
hin folgt und sich ihm schließlich zu erkennen gibt: Ich bin dein Liktor, und ich geh
Beständig mit dem blanken
Richtbeile hinter dir - ich bin
Die Tat von deinem Gedanken. In Bezug auf eine kommende deutsche Revolution
hatte Heine diesem Gedanken, nach dem jede große Idee sich irgendwann in der
Wirklichkeit manifestiert, schon 1834 in diesen später vielzitierten Sätzen
Ausdruck verliehen: „Das Christenthum – und das ist sein schönstes
Verdienst – hat jene brutale germanische Kampflust einigermaßen besänftigt,
konnte sie jedoch nicht zerstören, und wenn einst der zähmende Talisman, das
Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder empor die Wildheit der alten Kämpfer, die
unsinnige Berserkerwuth […] Der Gedanke geht der That voraus, wie der Blitz dem
Donner. Der deutsche Donner ist freylich auch ein Deutscher und ist nicht sehr
gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn
Ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht
hat, so wißt: der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bey diesem
Geräusche werden die Adler aus der Luft todt niederfallen, und die Löwen in der
fernsten Wüste Afrikas werden die Schwänze einkneifen und sich in ihre
königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in
Deutschland, wogegen die französische Revoluzion nur wie eine harmlose Idylle
erscheinen möchte.“ – aus: Zur
Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland Dieser Text war auf die deutschen
„Naturphilosophen“ gemünzt, wie Heine gegenüber seinen französischen Lesern
Denker wie Kant, Fichte oder Hegel bezeichnete. Im 20. Jahrhundert wurde diese
Passage aus den unterschiedlichsten Perspektiven heraus als Prophezeiung
verstanden. Die einen sahen im „deutschen Donner“ den Sieg des Marxismus
vorhergesagt, die anderen betrachteten den Text als Warnung vor den
Gewaltzexzessen des Nationalsozialismus. MatratzengruftAls Heine im Mai 1848 zum letzten Mal alleine das
Haus verließ, erlitt er einen Zusammenbruch – nach eigener Darstellung im
Louvre vor der Venus von Milo. Fast vollständig gelähmt, sollte er die acht
verbleibenden Jahre bis zu seinem Tod bettlägerig in der von ihm so
bezeichneten „Matratzengruft“ verbringen. Bereits 1832 hatten sich erste
Symptome der Krankheit – Lähmungserscheinungen, Kopfschmerzattacken und
Sehschwächen – gezeigt. Seit 1845 hatte sich das Nervenleiden in mehreren
Schüben dramatisch verschlechtert. 1846 war er sogar vorzeitig für tot erklärt
worden. Aufenthalte in Kurorten, etwa 1846 in Barèges in den Pyrenäen oder 1847
auf dem Lande bei Montmorency, brachten keine merkliche Linderung mehr. Dazu
kamen die Belastungen des jahrelangen Erbschaftsstreits mit seinem Hamburger Cousin
Carl Heine, der erst Anfang 1847 beigelegt wurde. Heines Gesundheit war zu
diesem Zeitpunkt bereits weitgehend zerrüttet. Friedrich Engels berichtete im Januar 1848, noch
vor dem endgültigen Zusammenbruch: „Heine ist am Kaputtgehen. Vor 14 Tagen war
ich bei ihm, da lag er im Bett und hatte einen Nervenanfall gehabt. Gestern war
er auf, aber höchst elend. Er kann keine drei Schritt mehr gehen, er schleicht,
an den Mauern sich stützend, von Fauteuil bis ans Bett und vice versa. Dazu
Lärm in seinem Hause, der ihn verrückt macht.“ Seinem Bruder Maximilian schrieb
Heine am 12. September 1848: „So viel ist gewiß, daß ich in den letzten 3
Monaten mehr Qualen erduldet als jemals die spanische Inquisition ersinnen
konnte.“ Heines KrankheitHeine selbst war überzeugt, an Syphilis erkrankt
zu sein, und viele der bekanntgewordenen Symptome deuten tatsächlich auf einen
syphilitischen Charakter seines Leidens hin. So spricht etwa der Neurologe
Roland Schiffter von einer „Neurosyphilis in Form der chronischen Meningitis“.
Zahlreiche Biographen übernahmen Heines Selbstdiagnose, die aber bis heute
immer wieder in Frage gestellt wird. Nach einer eingehenden Untersuchung aller
zeitgenössischen Dokumente zu Heines Krankengeschichte in den 1990er Jahren,
wurden die wichtigsten Symptome einer komplexen, tuberkulösen Erkrankung
zugeordnet. Eine weitere Untersuchung von Haaren des Dichters im Jahr 1997
legte dagegen eine chronische Bleivergiftung nahe. Andere Vermutungen gehen
dahin, dass es sich bei Heines Krankheit womöglich um amyotrophe
Lateralsklerose oder um multiple Sklerose gehandelt haben könnte. Ein erblicher
Charakter seines Leidens wird ebenfalls diskutiert, da auch Heines Vater an
einer Erkrankung des zentralen Nervensystems gelitten hatte. Gegen eine syphilitische Erkrankung spricht, dass
Heines geistige Schaffenskraft in den qualvollen Jahren des Krankenlagers nicht
nachließ. Da er kaum noch selbst schreiben konnte, diktierte er seine Verse und
Schriften meist einem Sekretär oder überließ diesem seine eigenhändigen Entwürfe
zur Reinschrift. Das Korrekturlesen von Druckvorlagen gab er bis zuletzt nicht
aus der Hand, obwohl dies für den nahezu Erblindeten eine zusätzliche Belastung
darstellte. Spätwerk und TodAls letzte größere Arbeit vor seinem Zusammenbruch
vollendete Heine Ende 1846 das Tanzpoem Der Doktor Faust. Das Ballett,
das der Londoner Operndirektor Benjamin Lumley bei ihm in Auftrag gegeben
hatte, wurde jedoch nicht aufgeführt. Bemerkenswert an dem Libretto ist, dass
Heine den Teufel als weibliche Mephistophela anlegte und dass sein Faust, im
Gegensatz zu dem des bewunderten Goethe, nicht gerettet, sondern erbarmungslos
gerichtet wird. Aber auch unter den schwierigen Bedingungen seiner
Krankheit schuf und veröffentlichte Heine noch eine Reihe bedeutender Werke,
die er u. a. seinem Sekretär Karl Hillebrand diktierte. Auch Hillebrands
Freund Wilhelm Liebknecht, später einer der Gründer der SPD, übernahm
kurzzeitig Lektoratsarbeiten für Heine. Zu den Werken aus der Matratzengruft
gehören drei Bände Vermischte Schriften von 1854. Sie enthielten unter
anderem die Geständnisse, die Gedichte. 1853 und 1854 sowie Lutetia,
laut Untertitel eine Auswahl von „Berichten über Kunst, Politik und
Volksleben“. Heine hatte diese Berichte ursprünglich zwischen 1840 und 1846 für
die Augsburger Allgemeine Zeitung verfasst, die sie aber wegen der
Zensur oft nur in gekürzter oder verstümmelter Form hatte drucken können. In Lutetia
– der Titel ist der lateinische Name von Paris – erschienen sie nun in der
Originalversion. Heines bekanntestes Spätwerk ist jedoch der 1851
erschienene dritte Gedichtband Romanzero, der aus drei Teilen besteht.
Insbesondere im mittleren Teil, in den Lamentazionen, thematisierte
Heine das Leiden jener Jahre, in denen er auf „den Scherbenhaufen seines Lebens“
zurückblickte. Im Lazarus-Zyklus findet die „Leidensthematik ihren
subjektivsten und radikalsten Ausdruck“. Im Schlußgedicht des zweiten Buches, Enfant
Perdu, zog er die Bilanz seines politischen Lebens: Verlor’ner Posten in dem Freyheitskriege,
Hielt ich seit dreyzig Jahren treulich aus.
Ich kämpfte ohne Hoffnung, daß ich siege.
Ich wußte, nie komm’ ich gesund nach Haus.
[…]
Ein Posten ist vakant! - Die Wunden klaffen -
Der eine fällt, die anderen rücken nach -
Doch fall’ ich unbesiegt, und meine Waffen
Sind nicht gebrochen –. Nur mein Herze brach. Im letzten Teil, in den Hebräischen Melodien,
verwob Heine die „Leiden in der Matratzengruft mit dem jahrtausendealten
Judenschmerz im Exil“, wobei er sich mit Dichtern identifizierte, „die mehr
Fremdlinge auf dieser Welt sind“ und „die ihr Dichtertum mit Tod und
Erniedrigung bezahlt haben“. Aus dem Nachwort zum „Romanzero“ von September
1851 geht hervor, dass Heine in den Jahren vor seinem Tod zu einer milderen
Beurteilung der Religion gelangte: „Ja, ich bin zurückgekehrt zu Gott, wie der
verlorene Sohn, nachdem ich lange Zeit bei den Hegelianern die Schweine
gehütet. War es die Misère, die mich zurücktrieb? Vielleicht ein minder
miserabler Grund. Das himmlisches Heimweh überfiel mich und trieb mich fort durch
Wälder und Schluchten, über die schwindlichsten Bergpfade der Dialektik. Auf
meinem Wege fand ich den Gott der Pantheisten, aber ich konnte ihn nicht
gebrauchen. Dies arme träumerische Wesen ist mit der Welt verwebt und
verwachsen, gleichsam in ihr eingekerkert, und gähnt dich an, willenlos und
ohnmächtig. Um einen Willen zu haben, muß man eine Person sein, und, um ihn zu
manifestiren, muß man die Ellbogen frei haben. Wenn man nun einen Gott begehrt,
der zu helfen vermag – und das ist doch die Hauptsache – so muß man auch seine
Persönlichkeit, seine Außerweltlichkeit und seine heiligen Attribute, die
Allgüte, die Allweisheit, die Allgerechtigkeit u. s. w. annehmen. Die
Unsterblichkeit der Seele, unsre Fortdauer nach dem Tode, wird uns alsdann
gleichsam mit in den Kauf gegeben, wie der schöne Markknochen, den der
Fleischer, wenn er mit seinen Kunden zufrieden ist, ihnen unentgeltlich in den
Korb schiebt. […] Ausdrücklich widersprechen muß ich jedoch dem Gerüchte, als
hätten mich meine Rückschritte bis zur Schwelle irgend einer Kirche oder gar in
ihren Schooß geführt. Nein, meine religiösen Ueberzeugungen und Ansichten sind
frei geblieben von jeder Kirchlichkeit; kein Glockenklang hat mich verlockt,
keine Altarkerze hat mich geblendet. Ich habe mit keiner Symbolik gespielt und
meiner Vernunft nicht ganz entsagt. Ich habe nichts abgeschworen, nicht einmal
meine alten Heidengötter, von denen ich mich zwar abgewendet, aber scheidend in
Liebe und Freundschaft.“ – Nachwort zum Romanzero Auch in seinem Testament vom 13. November 1851
bekannte sich Heine zum Glauben an einen persönlichen Gott, ohne sich einer der
christlichen Kirchen oder dem Judentum wieder anzunähern. Dort heißt es: „Obschon ich durch den Taufakt der lutherischen
Konfession angehöre, wünsche ich nicht, daß die Geistlichkeit dieser Kirche zu
meinem Begräbnisse eingeladen werde; ebenso verzichte ich auf die Amtshandlung
jeder andern Priesterschaft, um mein Leichenbegängnis zu feiern. Dieser Wunsch
entspringt aus keiner freigeistigen Anwandlung. Seit vier Jahren habe ich allem
philosophischen Stolze entsagt und bin zu religiösen Ideen und Gefühlen
zurückgekehrt; ich sterbe im Glauben an einen einzigen Gott, den ewigen
Schöpfer der Welt, dessen Erbarmen ich anflehe für meine unsterbliche Seele.
Ich bedaure, in meinen Schriften zuweilen von heiligen Dingen ohne die ihnen
schuldige Ehrfurcht gesprochen zu haben, aber ich wurde mehr durch den Geist
meines Zeitalters als durch meine eigenen Neigungen fortgerissen. Wenn ich
unwissentlich die guten Sitten und die Moral beleidigt habe, welche das wahre
Wesen aller monotheistischen Glaubenslehren ist, so bitte ich Gott und die
Menschen um Verzeihung.“ – aus Heines Testament Trotz seines Leidens kamen Heine Humor und
Leidenschaft nicht abhanden. Die letzten Monate seines Lebens erleichterten ihm
die Besuche seiner Verehrerin Elise Krinitz, die er – nach der Fliege (frz. mouche)
in ihrem Briefsiegel – zärtlich „Mouche“ nannte. Die 31-jährige gebürtige
Deutsche war als Adoptivkind nach Paris gekommen und verdiente ihren
Lebensunterhalt mit „Klavierstunden und deutschem Sprachunterricht“. Später
wurde sie unter dem Pseudonymen Camille und Camilla Selden selbst
Schriftstellerin. Heine machte die Freundin zu seiner „angebeteten Lotosblume“
und „holdseligen Bisamkatze“. Auch Elise Krinitz liebte den todkranken, fast
blinden Mann aufrichtig, war er doch einst der „Lieblingsdichter ihrer jungen
Jahre“ gewesen. Wegen Heines Hinfälligkeit konnte sich diese Leidenschaft
jedoch nur auf rein geistiger Ebene entfalten. Er kommentierte dies
selbstironisch in den Versen Worte! Worte! keine Thaten!
niemals Fleisch, geliebte Puppe.
Immer Geist und keinen Braten,
Keine Knödel in der Suppe! Dass er sogar über den Tod noch scherzen konnte –
und sich seines Rangs in der deutschen Literatur vollauf bewusst war –, zeigt
sein Gedicht Der Scheidende: Erstorben ist in meiner Brust
Jedwede weltlich eitle Lust,
Schier ist mir auch erstorben drin
Der Haß des Schlechten, sogar der Sinn
Für eigne wie für fremde Not –
Und in mir lebt nur noch der Tod!
Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und gähnend wandelt jetzt nach Haus
Mein liebes deutsches Publikum,
Die guten Leutchen sind nicht dumm,
Das speist jetzt ganz vergnügt zu Nacht,
Und trinkt sein Schöppchen, singt und lacht –
Er hatte recht, der edle Heros,
Der weiland sprach im Buch Homeros’:
Der kleinste lebendige Philister
Zu Stukkert am Neckar, viel glücklicher ist er
Als ich, der Pelide, der tote Held,
Der Schattenfürst in der Unterwelt. Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine. Sein
Freund, der Philologe Frédéric Baudry, überlieferte laut dem Tagebuch der
Brüder Edmond und Jules de Goncourt die letzten, an Mathilde gerichteten Worte
des Dichters. Als Heine gehört habe, dass sie neben seinem Sterbebett betete,
Gott möge ihm verzeihen, habe er sie unterbrochen: „N’en doute pas, ma chère,
il me pardonnera; c’est son métier!“ – „Zweifle nicht daran, meine Liebe, er
wird mir verzeihen. Das ist sein Geschäft!“ Drei Tage nach seinem Tod wurde
Heine auf dem Friedhof Montmartre beerdigt. Nach seinem ausdrücklichen Willen
fand Mathilde, die er als seine Universalerbin eingesetzt hatte, nach ihrem Tod
27 Jahre später ihre letzte Ruhe in derselben Grabstätte. Das im Jahr 1901
erstellte Grabmal ziert eine von dem dänischen Bildhauer Louis Hasselriis
stammende Marmorbüste Heines und sein Gedicht Wo?.
Wo wird einst des Wandermüden
Letzte Ruhestätte seyn?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
|
Werd ich wo in einer Wüste
Eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
Eines Meeres in dem Sand.
|
Immerhin mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
Und als Todtenlampen schweben
Nachts die Sterne über mir.
|
Bedeutung und NachlebenAufgrund seiner Eigenständigkeit sowie seiner
formalen und inhaltlichen Breite lässt sich Heines Werk keiner eindeutigen
literarischen Strömung zuordnen. Heine geht aus der Romantik hervor, überwindet
aber bald deren Ton und Thematik – auch in der Lyrik. Sein Biograf Joseph Anton
Kruse sieht in seinem Werk Elemente der Aufklärung, der Weimarer Klassik, des
Realismus und des Symbolismus. Heine als
„Zeitschriftsteller“Heine gilt vor allem als politisch kritischer
Autor des Vormärz. Mit den Schriftstellern des Jungen Deutschland, denen er
zugerechnet wurde, verband ihn das Streben nach politischer Veränderung hin zu
mehr Demokratie in ganz Europa, speziell in Deutschland. Dass er sich die
Verwirklichung der Demokratie auch in einer konstitutionellen Monarchie wie der
des Bürgerkönigs Louis-Philippe vorstellen konnte, brachte ihm Kritik von
Seiten überzeugter Republikaner ein. Heines Distanzierung von der
„Tendenzliteratur“, die er mit „gereimten Zeitungsartikeln“ verglich, erfolgte
hingegen weniger aus politischen als aus ästhetischen Motiven. Persönlich stand
Heine Karl Marx und Friedrich Engels nahe, ohne jedoch deren politische
Philosophie völlig zu teilen. Für Jürgen Habermas war Heine der „erste große
Zeitschriftsteller“ im Zeitalter der entstehenden Massenpresse. Er folgte damit
Gerhard Höhns Hinweis auf einen neuen Dichtertyp, der in der Übergangszeit von
der feudalen Ständegesellschaft zur bürgerlichen Klassengesellschaft erscheint:
den „Zeitschriftsteller“, der „bereits alle wesentlichen Züge des kritischen,
modernen Intellektuellen in sich vereinigt“ und dessen wichtigste
Publikationsorgane Zeitungen und Zeitschriften sind.[
Bezeichnenderweise ist der Zyklus politischer Gedichte in Heines zweitem
Lyrikband mit "Zeitgedichte" überschrieben. Habermas nennt Heine auch
einen „Protointellektuellen“. Er habe noch kein Intellektueller im Sinne der
Dreyfuß-Partei von 1898 sein können, weil er von der politischen
Meinungsbildung in den deutschen Bundesstaaten auf doppelte Weise ferngehalten
wurde: „physisch durch sein Exil und geistig durch die Zensur“. Darin
widerspricht ihm Höhn, der die Geburt des modernen Intellektuellen in das Paris
des Jahres 1832 verlegt, in dem Heines erste große politische Artikelserie
„Französische Zustände“ entstand. Karl Kraus dagegen beurteilte Heines angebliche
Rolle als Begründer des deutschsprachigen Feuilletonismus äußerst kritisch. Er
habe „die Franzosenkrankheit“ eingeschleppt und bezichtigte ihn dabei, „der
deutschen Sprache so sehr das Mieder gelockert“, dass „heute alle Kommis an
ihren Brüsten fingern können“. Dass Kraus' Invektiven nicht frei von
antisemitischen Untertönen sind, belegt der Literaturwissenschaftler Paul
Peters in seiner Schrift Die Wunde Heine mit zahlreichen Wendungen. Als politischer Schriftsteller war Heine laut
Klaus Briegleb „den Liberalen und frühen Sozialisten in der Mitte des 19.
Jahrhunderts […] nicht weniger verdächtig […] als den Pfaffen und Aristokraten
und ihren Vasallen“. Heine griff tatsächliche oder vermeintliche Gegner ebenso
hart an, wie er selbst angegriffen wurde, und schreckte vor keiner Polemik
zurück. Nach seinem Tod nahm die Schärfe der Auseinandersetzungen um ihn eher
noch zu – und hielt mehr als ein Jahrhundert an. Denkmalsstreit und
DenkmälerSymptomatisch für den zwiespältigen Umgang mit
Heines Erbe war der 100 Jahre währende Streit um würdige Denkmäler für den
Dichter[ in Deutschland. Dieser Streit veranlasste Kurt Tucholsky
1929 zu der Äußerung: „Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl der
deutschen Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie die Macht zum Geist.“ Seit 1887 gab es Bemühungen, dem Dichter zur Feier
seines bevorstehenden 100. Geburtstags ein Denkmal in seiner Geburtsstadt
Düsseldorf zu setzen. Die öffentliche Wahrnehmung Heines wurde damals jedoch
zunehmend durch nationalistisch und antisemitisch argumentierende
Literaturwissenschaftler geprägt. So denunzierte Adolf Bartels die Düsseldorfer
Denkmalspläne nachträglich in seinem 1906 veröffentlichten,
berühmt-berüchtigten Aufsatz „Heinrich Heine. Auch ein Denkmal“ als „Kotau vor
dem Judentum“ und Heine selbst als „Decadence-Juden“. Angesichts ähnlicher
Anfeindungen hatte der Düsseldorfer Stadtrat bereits 1893 seine Zustimmung zur
Aufstellung des Denkmals zurückgezogen, das der Bildhauer Ernst Herter
geschaffen hatte. Die Darstellung der Loreley wurde schließlich von
Deutsch-Amerikanern für den New Yorker Stadtteil Bronx erworben. Sie steht
heute im Joyce-Kilmer-Park in der Nähe des Yankee-Stadions und ist als „Lorelei
Fountain“ bekannt. In Düsseldorf brachte man später eine Gedenkplakette an
Heines Geburtshaus an, die allerdings 1940 abmontiert und für Kriegszwecke eingeschmolzen
wurde. Ein zweiter, 1931 unternommener Anlauf zu einem
Düsseldorfer Heine-Denkmal scheiterte zwei Jahre später an der
nationalsozialistischen Machtübernahme. Die bereits fertige, allegorische
Skulptur „Aufsteigender Jüngling“ von Georg Kolbe wurde ohne erkennbaren Bezug
zu Heine zunächst in einem Museum und nach dem Krieg im Düsseldorfer Ehrenhof
aufgestellt. Erst seit 2002 weist eine Sockel-Inschrift auf Heine hin. 1953
wurde auf dem Napoleonsberg im Düsseldorfer Hofgarten eine Heine-Gedenkstätte
mit einer Skulptur von Aristide Maillol errichtet. Offiziell ehrte Heines
Geburtsstadt den Dichter erst 1981 mit einem Denkmal, fast 100 Jahre nach den
ersten Bemühungen darum, und erneut kam es darüber zum Streit. Die
Heinrich-Heine-Gesellschaft befürwortete die Ausführung eines Entwurfs, den
Arno Breker bereits für den Wettbewerb des Jahres 1931 angefertigt hatte,
nicht.[ Breker, der einer der führenden Bildhauer in der Zeit des
Nationalsozialismus gewesen war, schuf eine idealisierte, sitzende Figur, die
den Dichter als jungen, lesenden Mann darstellt. Der Düsseldorfer
Kulturdezernent lehnte diese Skulptur jedoch ab. Später wurde sie auf der Insel
Norderney aufgestellt. Verwirklicht wurde schließlich der Entwurf des
Bildhauers Bert Gerresheim, das heutige Heine-Denkmal auf dem Düsseldorfer
Schwanenmarkt. Ähnlich wie in Düsseldorf verlief der
Denkmalsstreit in Hamburg. Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, die Heine
verehrte und die erste Düsseldorfer Denkmalsinitiative unterstützt hatte,
beabsichtigte, der Hansestadt eine Statue des sitzenden Heine zu schenken. Auf
deren Gipsmodell, einen Entwurf des dänischen Bildhauers Louis Hasselriis, der
später auch Heines Grabbüste anfertigen sollte, war sie bereits 1873 auf der
Weltausstellung in Wien aufmerksam geworden. Hamburg lehnte das Geschenk jedoch
ab. Daher beauftragte die Kaiserin Hasselriis 1890 privat mit der Ausführung
seines Modells in Marmor. Das im September 1891 vollendete Denkmal wurde im
Park ihres Schlosses Achilleion auf der Insel Korfu aufgestellt. Nach dem Tod
Elisabeths 1898 verkauften ihre Erben das Achilleion dem deutschen Kaiser.
Wilhelm II., der Heine als „Schmutzfinken im deutschen Dichterwald“
bezeichnete, ließ die Marmorskulptur 1909 entfernen und dem Hamburger Verleger
Heinrich Julius Campe übergeben, dem Sohn Julius Campes. Dieser bot sie ein
zweites Mal dem Hamburger Senat an, der das Geschenk aber erneut und mit dem
Hinweis auf Heines angeblich „vaterlandsfeindliche Haltung“ ablehnte. Auch in
diesem Fall hatte es wieder eine öffentliche Debatte gegeben, an der sich Adolf
Bartels mit antisemitischer Polemik beteiligte. Das Denkmal wurde schließlich
auf dem Privatgelände des Hoffmann und Campe Verlags an der Mönckebergstraße
errichtet und erst 1927 in Altona öffentlich aufgestellt. Um es vor der
Zerstörung durch die Nationalsozialisten zu schützen, ließ die Tochter Campes
es 1934 abbauen und 1939 zu ihrem Wohnort, der südfranzösischen Hafenstadt
Toulon, verschiffen. Während der deutschen Besatzung Frankreichs versteckt,
fand das weitgereiste Denkmal 1956 seinen endgültigen Platz im botanischen
Garten Toulons. Vor wenigen Jahren scheiterte eine Initiative des Schauspielers
Christian Quadflieg, die Skulptur nach Hamburg zurückzubringen. Ein öffentliches Heine-Denkmal erhielt Hamburg erst
1926, als im Winterhuder Stadtpark eine Statue enthüllt wurde, die der
Bildhauer Hugo Lederer 1911 angefertigt hatte. Dieses Denkmal wurde von den
Nationalsozialisten bereits 1933 wieder beseitigt und im Zweiten Weltkrieg
eingeschmolzen. Seit 1982 steht auf dem Rathausmarkt eine neue Heine-Statue des
Bildhauers Waldemar Otto. Auf eine Privatinitiative geht das wahrscheinlich
erste Heine-Denkmal zurück, das in Deutschland aufgestellt wurde: 1893 ließ
Baronin Selma von der Heydt auf der Friedensaue in Küllenhahn (heute zu
Wuppertal gehörig) einen etwa zwei Meter hohen Pyramidenstumpf errichten, in
den drei Schrifttafeln eingelassen waren. Ein zugehöriger Fahnenmast war
bereits 1906 verschwunden, der Rest wurde in der Zeit des Nationalsozialismus
von der Hitlerjugend zerstört. 1958 stiftete die Stadt Wuppertal ein neues
Heinrich-Heine-Denkmal im Von-der-Heydt-Park. Der Bildhauer Harald Schmahl
nutzte dazu drei Muschelquader aus den Trümmern des Barmer Rathauses. Die erste Stadt Preußens, die ein Heine-Denkmal
erhielt, war Halle. Der sozialdemokratische Heine-Bund ließ 1912 im Trothaer
Schlösschen eine Büste des Dichters aufstellen, die jedoch 1933 von
Nationalsozialisten zerstört wurde. Im Jahr 1956 wurde ein Felsen am Ufer der
Saale nach Heine benannt. Dort, im Ortsteil Reideburg und seit 1997 auch am
einstigen Standort der Büste erinnern Gedenktafeln an den Dichter. Seit 2002
befindet sich auf dem Universitätsplatz von Halle ein neues Heine-Denkmal. Das älteste noch existierende Heine-Denkmal in
Deutschland und zugleich das erste, das von der öffentlichen Hand errichtet
wurde, steht in Frankfurt am Main. Es handelt sich um die allegorische Skulptur
eines schreitenden Jünglings und einer sitzenden jungen Frau, die 1913 im
Auftrag der Stadt von Georg Kolbe geschaffen wurde. Kolbe erhielt 20 Jahre
später auch den Auftrag für das Heine-Denkmal im Düsseldorfer Ehrenhof. Das
Frankfurter Denkmal wurde während der Zeit des Nationalsozialismus im Keller
des Städel-Museums unter dem unverfänglichen Namen „Frühlingslied“ versteckt.
So überstand es als einziges deutsches Heine-Denkmal die Hitler-Diktatur und
den Zweiten Weltkrieg. Es steht heute wieder in den Frankfurter Wallanlagen. Bert Gerresheim, der Schöpfer des Düsseldorfer
Denkmals von 1981, gestaltete auch die Marmorbüste Heinrich Heines, die am 28.
Juli 2010 in der von König Ludwig I. von Bayern gestifteten Walhalla
aufgestellt wurde. Der Düsseldorfer Freundeskreis Heinrich Heine hatte sich
zehn Jahre lang dafür eingesetzt. 2006 stimmte die bayerische Staatsregierung
der Aufnahme Heines in die „Ruhmeshalle“ zu, die er selbst einst als marmorne
Schädelstätte verspottet hatte. Im Münchener Finanzgarten gibt es einen von
Toni Stadler geschaffenen Heinrich-Heine-Brunnen in Form einer kleinen Grotte. Kontroverse Rezeption bis
in die NachkriegszeitKaum ein anderer deutscher Dichter löste bei
seinen Zeitgenossen wie bei der Nachwelt derart heftige Kontroversen aus wie
Heine. Laut Klaus Theodor Kleinknecht war das Repertoire der Heine-Kritiker
bereits seit seiner Pariser Zeit ausgebildet: „Heine der Jude, der
Franzosenfreund, der Vaterlandsverächter, der Lügner, der Charakterlose, der
Verführer der Jugend, der irreligiöse Materialist, aber auch: der Nur-Dichter,
der Nur-Ästhet, der mit der Revolution nur Spielende, alles dies ist schon
formuliert, ebenso wie die Einsicht, daß Heine generell jedem Versuch, ihn auf
eine Position festzulegen, sich entziehe.“ Während Friedrich Nietzsche die Vollkommenheit von
Heines Lyrik pries und in ihm den „ersten Artisten der deutschen Sprache“ sah,
glaubte der deutschnationale, antisemitische Historiker Heinrich von Treitschke
Heines „jüdischen Verstand“ folgendermaßen charakterisieren zu können:
„Geistreich ohne Tiefe, witzig ohne Überzeugung, selbstisch, lüstern, verlogen
und doch zuweilen unwiderstehlich liebenswürdig, war er auch als Dichter
charakterlos und darum merkwürdig ungleich in seinem Schaffen“ – „ein Dichter,
der Schönheit ebenso mächtig wie der Niedertracht.“ Aus wiederum ganz anderen Gründen kritisierte Karl
Kraus den Dichter in seiner Schrift Heine und die Folgen von 1910. Kraus
betrachtete ihn als Urheber des von ihm erbittert bekämpften Feuilletonismus:
„Ohne Heine kein Feuilleton. Das ist die Franzosenkrankheit, die er uns
eingeschleppt hat.“ Wie kaum ein anderes Pamphlet hat das von Kraus dazu
beigetragen „einer Generation von deutschjüdischen Intellektuellen […] Heine
abspenstig zu machen“. Denn sie nahmen, wie Elias Canetti aus eigener Erfahrung
schrieb, „keinen der Autoren je in die Hand, die von Kraus verdammt worden
waren“. Zu denen, die im Bann des Krausschen Verdikts vornehmlich Heines Lyrik
abschätzig bewerteten, gehörten die aus jüdischen Familien kommenden Friedrich
Gundolf, Rudolf Borchardt, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno.Der Philosoph
und Soziologe Adorno schied immerhin den Prosaschriftsteller als einen
Stilisten von Rang vom Lyriker, dem er eine „dichterische Technik der
Reproduktion“ und die Nähe zu „Ware und Tausch“ unterstellte. In einer
Gedenkrede zum 100. Todestag des Dichters sprach Adorno von der „Wunde Heine“,
eine Formulierung, die für die spätere Wirkungsgeschichte „zur geflügelten
Signatur“ wurde. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Werk
des 80 Jahre zuvor verstorbenen Dichters unterdrückt und 1940 auch offiziell
verboten. Entgegen landläufiger Meinung fielen Heines Werke jedoch nicht der
Bücherverbrennung von 1933 zum Opfer. Auch für die Behauptung des Germanisten
Walter A. Berendsohn, Heines Loreley-Lied sei in Lesebüchern der NS-Zeit
mit der Angabe „Verfasser unbekannt“ erschienen, fehlt jeder Beleg. Dass die
äußerst umfangreiche Sammlung aus Einzeldokumenten, Handschriften und Büchern
Heines in der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf Diktatur und Krieg
überstand, ist vor allem dem damaligen Bibliotheksleiter Hermann Reuter (1880–1970)
zu verdanken. Er wusste von der Freundschaft Heines mit Prinz Alexander zu
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1801–1874), der im April 1820 ebenfalls an der
Universität Bonn studiert hatte. Im Herbst 1943 ließ Reuter mit Zustimmung von
Alexanders Enkel, Fürst August zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1868–1948), den
gesamten Bestand in die Kapelle von Schloss Wittgenstein bei Laasphe auslagern.
Dort überstand er die Kriegswirren und den Zusammenbruch unbeschadet. Im
Februar 1947 ließ die britische Militärregierung die in 40 Bücherkisten
untergebrachte Sammlung wieder zurück nach Düsseldorf transportieren. Selbst nach 1945 wurde Heines Werk in Deutschland
lange Zeit zwiespältig beurteilt und war Gegenstand vielfältiger Kontroveren,
nicht zuletzt aufgrund der deutschen Teilung. Während Heine in der
Bundesrepublik Deutschland der Adenauerzeit eher zurückhaltend und allenfalls
als romantischer Lyriker rezipiert wurde, integrierte die DDR ihn frühzeitig in
ihr „Erbe“-Konzept und bemühte sich um die Popularisierung seines Werks. Dabei
standen vor allem Deutschland. Ein Wintermärchen und Heines Kontakt mit
Karl Marx im Mittelpunkt des Interesses. Der erste internationale
wissenschaftliche Heine-Kongress wurde im Gedenkjahr 1956 in Weimar
veranstaltet, im selben Jahr erschien erstmals die fünfbändige Werkausgabe in
der Bibliothek deutscher Klassiker (durch die Bände Lutetia 1960 und Briefe
1969 ergänzt) zuerst im Volksverlag Weimar, dann im Aufbau-Verlag (18. Auflage
1990). Der DDR-Germanist Hans Kaufmann legte 1967 die bis dahin bedeutendste
Heine-Monografie der Nachkriegszeit vor. Anlässlich von Heines 100. Todestag wurde 1956 in
Düsseldorf die Heinrich-Heine-Gesellschaft gegründet, doch erst in den
1960er-Jahren nahm auch in der Bundesrepublik das Interesse an dem Dichter
spürbar zu. So kam Mitte der 1950er Jahre eine gesamtdeutsche, von Weimar
initiierte historisch-kritische Gesamtausgabe (Säkularausgabe) aufgrund einer
Verzögerungstaktik der bundesrepublikanischen Seite nicht zustande. Seine
Geburtsstadt benannte 1963 die Heinrich-Heine-Allee nach ihm und etablierte
sich als Zentrum der westdeutschen Heine-Forschung. Aus dem Heine-Archiv
entwickelte sich schrittweise das Heinrich-Heine-Institut mit Archiv,
Bibliothek und Museum. Seit 1962 erscheint regelmäßig das Heine-Jahrbuch,
das zum internationalen Forum der Heine-Forschung avancierte. Darüber hinaus
verleiht die Stadt Düsseldorf seit 1972 den Heinrich-Heine-Preis. Dennoch hielt
ein lokaler Professoren-Streit um Heine an: Dreimal – 1972, 1973 und 1982 –
lehnte es der Satzungskonvent der Universität Düsseldorf ab, die Hochschule
nach dem bedeutendsten Dichter zu benennen, den die Stadt hervorgebracht hat.
Erst seit 1988, nach einer rund 20 Jahre währenden Auseinandersetzung, heißt
die Hochschule offiziell Heinrich-Heine-Universität. Das Heine-Bild seit den
1970er JahrenAbgesehen von offiziellen Ehrungen erfuhr der
politische Schriftsteller Heinrich Heine – forciert durch die Studentenbewegung
von 1968 – ein zunehmendes Interesse bei Nachwuchswissenschaftlern und
politisch engagierten Lesern. Dass die Bundesrepublik in Sachen Heine-Rezeption
mit der DDR gleichgezogen hatte, zeigte sich 1972, im 175. Geburtsjahr des
Dichters, als in den zwei deutschen Staaten konkurrierende Heine-Kongresse (in
Düsseldorf und in Weimar) stattfanden. Wegen der deutsch-deutschen Konkurrenz
erschienen auch die ersten Bände zweier groß angelegter historisch-kritischer
Werkausgaben fast gleichzeitig: die der Düsseldorfer Heine-Ausgabe und der
Heine-Säkularausgabe in Weimar. Nach der Konsolidierung der Heine-Renaissance in
den 1970er Jahren, nahm die ideologisch geprägte Auseinandersetzung um den
Dichter in den 1980er Jahren spürbar ab und wich schließlich einer
Kanonisierung. Gerhard Höhn, der Herausgeber des Heine-Handbuches,
stellte für diesen Zeitpunkt einen Gesinnungwandel fest: „Der Kämpfer für
Freiheit und Fortschritt wird heute nicht mehr verleumdet, sondern überall
gefeiert und geehrt.“ Dies zeigte sich nicht nur in der Benennung der
Düsseldorfer Universität, sondern auch der zahlreicher deutscher Schulen nach
Heinrich Heine. Ebenso erinnern etliche „Heinrich-Heine-Straßen“ und
„Heinrich-Heine-Alleen“ sowie einer der ersten Intercity-Express-Züge (ICE 4)
an den Dichter. Vor allem aber fand seit dieser Zeit Heines Werk vermehrt Aufnahme
in die Lehr- und Lektürepläne von Schulen und Universitäten, was auch eine
deutliche Zunahme didaktisch orientierter Heine-Literatur zur Folge hatte. Die
Fachwissenschaft dagegen wandte sich bisher vernachlässigten Schwerpunkten zu,
beispielsweise dem späten Heine. Ihren vorläufigen Höhepunkt fand die
Heine-Renaissance mit zahlreichen Veranstaltungen anlässlich seines 200.
Geburtstages im Jahr 1997. Ungeachtet des weltanschaulichen Streits und
fachwissenschaftlicher Paradigmenwechsel erfreut sich besonders Heines Lyrik
ungebrochener Popularität, zumal sich seine romantischen, oft volksliedartigen
Gedichte – allen voran das Buch der Lieder – sehr gut vertonen lassen.
Im Theater ist Heine mit eigenen Dramen wenig präsent, aber Tankred Dorst
machte den Dichter im Heine-Jahr 1997 selbst zum Gegenstand eines Stückes:
„Harrys Kopf“. Rezeption durch deutsche
Schriftsteller und JournalistenZahlreiche deutsche Schriftsteller des 19. und 20.
Jahrhunderts griffen Heines Werke auf, darunter die großen Erzähler Theodor
Fontane und Thomas Mann. Wie Heine wagten Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky die
Gratwanderung zwischen Poesie und Politik. In der Tradition des Dichters stehen
auch die Heine-Preisträger Wolf Biermann, Hans Magnus Enzensberger und Robert
Gernhardt. Biermann etwa widmete seinem Vorbild 1979 das Lied Auf dem
Friedhof am Montmartre. Darin heißt es in typisch heinescher Diktion: Unter weißem Marmor frieren
Im Exil seine Gebeine
Mit ihm liegt da Frau Mathilde
Und so friert er nicht alleine. Gernhardt parodierte in seinem Gedichtband Klappaltar
von 1997 Heines Stil und das Loreley-Gedicht, um auf die Ablehnung hinzuweisen,
die das Werk des Dichters in deutschen Schulen bis ins 20. Jahrhundert erfahren
hat. Nach dem Eingangsvers „Ich weiß nicht, was soll das bedeuten“ nennt er die
Vorurteile, die seine Generation, beeinflusst von Karl Kraus, seit
„Urschülerzeiten“ gegen Heine gehegt hatte. Er schließt: Der Heine scheint’s nicht zu bringen,
Hat sich da der Schüler gesagt.
Das hat mit seinem Singen
Der Studienrat Kraus gemacht. Heines Prosa-Stil prägt den deutschsprachigen
Journalismus, insbesondere das Feuilleton, bis in die Gegenwart. Viele von ihm
geprägte Begriffe gingen auch in die deutsche Alltagssprache ein, so das Wort
„Fiasko“, das er dem Französischen entnahm, oder die Metapher
„Vorschusslorbeeren“, die er in dem gegen Graf Platen gerichteten Gedicht Plateniden
verwendet. Heine-Rezeption weltweitStieß Heine in Deutschland lange Zeit wegen seiner
jüdischen Herkunft auf breite Ablehnung, ist er in Israel bis heute wegen
seiner Abwendung vom Judentum umstritten. So kam es in Tel Aviv zu einer
Debatte zwischen säkularen und orthodoxen Juden um die Benennung einer Straße
nach Heine. Während die einen in ihm eine der bedeutendsten Gestalten des
Judentums sehen, verurteilen die anderen seine Konversion zum Christentum als
unverzeihlich. Schließlich wurde eine Straße in einem abgelegenen
Industriegebiet nach ihm benannt, statt, wie von den Verfechtern der Ehrung
vorgeschlagen, eine Straße in der Nähe der Universität. Die Tel Aviver
Wochenzeitung Ha’ir spottete damals über die „Exilierung der Heine-Straße“, in
der sich das Leben des Dichters symbolisch widerspiegele. Mittlerweile wurden
weitere Straßen in Jerusalem und Haifa nach Heine benannt, und eine Heine-Gesellschaft
ist auch in Israel aktiv. Wesentlich geradliniger verlief die Aufnahme von
Heines Werk in der übrigen Welt. Heine war einer der ersten deutschen Autoren,
dessen Werke in allen Weltsprachen zu lesen waren. So erklärt sich der
Einfluss, den er auf andere Nationalliteraturen hatte. Bereits im 19.
Jahrhundert wurden Lyriker wie der spanische Romantiker Gustavo Adolfo Bécquer
von Heine beeinflusst. Auf besonders große Anerkennung trifft Heine auch in
Frankreich, England, den Vereinigten Staaten von Amerika, in Osteuropa und
Asien. In Japan brachte der Literaturwissenschaftler Onoe
Saishū 1901 eine erste Auswahl von Gedichten Heines heraus. Ihr folgte 1919
eine weitere, maßgebliche Übersetzung durch den Germanisten Shungetsu Ikuta.
Die Auswahl des konservativen Onoe prägte über Jahrzehnte die Wahrnehmung
Heines in Japan als eines romantischen Liebesdichters. Erst ab Ende der 1920er
Jahre wurde Heine verstärkt auch als eminent politischer Autor wahrgenommen.
Der Anstoß dafür kam von Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern wie dem
Heine-Biographen Shigeharu Nakano, die gegen die zunehmend autoritäre Politik
ihres Landes opponierten. 2017 wurden zwei Essays Adornos über Heine ins
Japanische übersetzt. Heine und die MusikHeinrich Heine spielte selbst kein Musikinstrument
und war auch in musiktheoretischen Fragen ein Laie. Da es nach seinem
künstlerischen Verständnis aber keine strikten Grenzen zwischen verschiedenen
Kunstformen gab, kommentierte er als Journalist – etwa in der Augsburger
Allgemeinen Zeitung – immer wieder auch musikalische Aufführungen und Werke
seiner Zeit, darunter auch solche von internationalen Größen wie Giacomo
Meyerbeer, Franz Liszt, Robert Schumann oder Richard Wagner. Auch in seine Lyrik floss sein Interesse an der
Musik ein, etwa in das spöttische Gedicht Zur Teleologie: Ohren gab uns Gott die beiden,
Um von Mozart, Gluck und Hayden
Meisterstücke anzuhören –
Gäb es nur Tonkunst-Kolik
Und Hämorrhoidal-Musik
Von dem großen Meyerbeer,
Schon ein Ohr hinlänglich wär! Trotz seiner fehlenden theoretischen Kenntnisse
auf dem Gebiet der Musik legten viele zeitgenössische Komponisten und
Interpreten Wert auf seine Meinung, wahrscheinlich weil sie ihm als Lyriker
eine gewisse Kompetenz in musikalischen Fragen zugestanden. Dennoch wäre es
nicht korrekt, Heine als Musikkritiker zu bezeichnen. Er war sich seiner
begrenzten Fähigkeiten auf diesem Gebiet bewusst und schrieb stets als
Feuilletonist, der sich der Thematik eines Stücks subjektiv und intuitiv
näherte. Von größerer Bedeutung als Heines Äußerungen über
die Musik ist die musikalische Bearbeitung vieler seiner Werke durch
Komponisten. Dies geschah erstmals im Jahr 1825 mit seinem Gedicht Gekommen
ist der Maie, das Carl Friedrich Curschmann zu einem Lied verarbeitete. In seinem Werk Heine in der Musik. Bibliographie
der Heine-Vertonungen listet Günter Metzner alle vertonten Werke des
Dichters in chronologischer Reihenfolge auf. Für das Jahr 1840 verzeichnet er
14 Musiker, die 71 Stücke zu Werken von Heine komponierten. Vier Jahre später
waren es bereits mehr als 50 Komponisten und 159 Werke. Der Grund für diesen
rapiden Anstieg dürfte die Veröffentlichung des Lyrikbandes „Neue Gedichte“ bei
Campe gewesen sein. Ihren Höhepunkt erreichte die Zahl der Heine-Vertonungen
fast 30 Jahre nach dem Tod des Dichters, im Jahr 1884 – mit insgesamt 1093
Stücken von 538 Musikern und Komponisten. Nie zuvor und nie wieder danach
wurden mehr Werke eines einzigen Dichters in einem Jahr zur Grundlage
musikalischer Kompositionen. Insgesamt zählt Metzners Bibliografie 6.833
Heine-Vertonungen, darunter Werke von Franz Schubert, Robert und Clara
Schumann, Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Richard
Wagner, Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Alexander Borodin, Wendelin Weißheimer,
Alma Mahler-Werfel und Charles Ives. Unter anderem gehören Schumanns Liederkreis
(op. 24) und Dichterliebe (op. 48) sowie Franz Schuberts Schwanengesang
(D 957) zum regelmäßigen Repertoire von Konzerthäusern auf der ganzen Welt. Die
populärste Heine-Vertonung in Deutschland dürfte Friedrich Silchers Lied Die
Lorelei sein, gefolgt von Du bist wie eine Blume, das, ebenfalls aus
der romantischen Periode, über dreihundert Komponisten zur Vertonung reizte. Wie Schumann so vertonte auch Richard Wagner, der
mit Heine in Paris freundschaftlich verkehrte, das Napoleon verherrlichende
Gedicht Die Grenadiere, allerdings in französischer Übersetzung. Darüber
hinaus wurde Wagner von Heine zu zwei Opern inspiriert: Eine Erzählung in
Heines Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski lieferte die
Vorlage zu Der Fliegende Holländer und das episch-balladeske Gedicht
über die Tannhäuser-Legende aus den Neuen Gedichten verarbeitete
der Komponist in Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. All
das hielt Wagner später jedoch nicht davon ab, Heine in seinem antisemitischen
Pamphlet Das Judenthum in der Musik anzugreifen. Nach Meinung des Musiktheoretikers und -kritikers
Theodor W. Adorno ist die Geschichte des deutschen Kunstliedes undenkbar ohne
Heine. Ihm zufolge wäre die „selbstvergessene Melancholie“ der Schumannschen
Kompositionen ohne die spätromantischen Texte Heines nicht möglich gewesen. Heines Bedeutung für das musikalische Schaffen
hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. Danach ließ der zunehmende Antisemitismus
den „Heine-Boom“ weitgehend abflauen, bis er in der Zeit des
Nationalsozialismus in Deutschland ganz zum Erliegen kam. Noch 1972 erfuhr die
Schlager- und Chansonsängerin Katja Ebstein herbe Kritik von konservativer
Seite, nachdem sie eine LP mit Liedern von Heinrich Heine veröffentlicht hatte.
Heute greifen Musiker und Komponisten Heines Werk erneut auf, darunter auch
Opernkomponisten wie Günter Bialas, dessen Oper Aus der Matratzengruft
1992 uraufgeführt wurde. Zitate über HeineWie sehr Heinrich Heine über seinen Tod hinaus
polarisiert hat und wie stark die Rezeption seines Werkes vom jeweiligen
Zeitgeist geprägt war, zeigt sich auch an dem, was Zeitgenossen und
Nachgeborene über ihn dachten und schrieben. „Heine sagt sehr bissige Sachen, und seine Witze
treffen ins Schwarze. Man hält ihn für von Grund auf böse, aber nichts ist
falscher; sein Herz ist so gut wie seine Zunge schlecht ist. Er ist zärtlich,
aufmerksam, aufopfernd, in der Liebe romantisch, ja schwach, und eine Frau kann
ihn unbegrenzt beherrschen.“ – George Sand „Wenn Deutschland Heine nicht liebt, nehmen wir
ihn gerne auf, aber leider liebt Heine Deutschland über Gebühr.“ – Alexandre
Dumas, 1839 „Heine ist von den meisten anderen Dichtern
verschieden, weil er alle Scheinheiligkeit verachtet, er zeigt sich stets als
der, welcher er ist, mit allen menschlichen Eigenschaften und allen
menschlichen Fehlern.“ – Kaiserin
Elisabeth von Österreich „Vergessen die Herren denn ganz, daß Heine ein
Liederdichter ist, neben dem nur noch Goethe genannt werden darf?“ – Otto von
Bismarck: um 1890 „Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich
Heine gegeben. Ich suche umsonst in allen Reichen der Jahrtausende nach einer
gleich süßen und leidenschaftlichen Musik. Er besaß eine göttliche Bosheit,
ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag (…). – Und wie er das
Deutsche handhabt! Man wird einmal sagen, dass Heine und ich bei weitem die
ersten Artisten der deutschen Sprache gewesen sind.“ – Friedrich
Nietzsche „Überhaupt ist Heine, der Jude – und damit kommen
wir zum Hauptpunkt – der schlimmste Feind des Deutschtums gewesen, um so
gefährlicher, weil er dessen Stärken und Schwächen so genau kannte, jene, sie
instinktiv fürchtend, durch geschicktes Komödienspiel für sich unschädlich zu
machen suchte, mit diesen schamlos paktierte. Man lese einfach ‚Deutschland,
ein Wintermärchen‘ und beobachte, ob nicht gerade durch das, was Heine angreift
und verspottet, das neue Deutschland groß und stark geworden, und, was er
erhebt, noch heute ein fressender Schaden bei uns ist. Es gehörte der ganz
unglaubliche Mangel an nationalen Instinkten dazu, um Heine, dessen Halunkentum
zuletzt doch ganz augenscheinlich ist, wirklich zu einem deutschen
Lieblingsautor werden zu lassen.“ – Adolf
Bartels „Wenn man einem deutschen Autor nachsagt, er müsse
bei den Franzosen in die Schule gegangen sein, so ist es erst dann das höchste
Lob, wenn es nicht wahr ist. Denn es will besagen: er verdankt der deutschen
Sprache, was die französische jedem gibt. Hier ist man noch sprachschöpferisch,
wenn man dort schon mit den Kindern spielt, die hereingeschneit kamen, man weiß
nicht wie. Aber seit Heinrich Heine den Trick importiert hat, ist es eine pure
Fleißaufgabe, wenn deutsche Feuilletonisten nach Paris gehen, um sich Talent zu
holen. (…) Esprit und Grazie, die gewiß dazu gehört haben, auf den Trick zu
kommen und ihn zu handhaben, gibt er selbsttätig weiter. Mit leichter Hand hat
Heine das Tor dieser furchtbaren Entwicklung aufgestoßen, und der Zauberer, der
der Unbegabung zum Talent verhalf, steht gewiß nicht allzu hoch über der Entwicklung.
(…) Ihren besten Vorteil dankt sie jenem Heinrich Heine, der der deutschen
Sprache so sehr das Mieder gelockert hat, daß heute alle Kommis an ihren
Brüsten fingern können.“ – Karl Kraus „Er ist der unsterbliche Vater der modernen
deutschen Prosa, ob sie nun die Schönheit der Landschaft und des Lebens
widerstrahlt oder die Kümmerlichkeit des deutschen Spießbürgertums verhöhnt.
Von ihm aus gehen jene deutschen politischen Dichter, die von Frank Wedekind
bis Bertolt Brecht, von Erich Mühsam bis Erich Weinert allen Leidenden,
Gequälten, Verfolgten und Rebellen das Bürgerrecht in der Weltliteratur
erworben haben.“ – Arnold Zweig „Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl
der deutschen Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie die Macht zum
Geist.“ – Kurt
Tucholsky „Heine ist der amüsanteste deutsche Klassiker. Er
hat alle Vorzüge eines genialen Journalisten, alle grimmigen Tugenden eines
Humoristen. Er ist ein großer Lyriker. Mit dem ganzen Märchenglanz und
Traumleben der Romantik blieb er der witzigste Realist der deutschen
Literatur.“ – Hermann
Kesten „Heine riss die Poesie, riss das Wort, aus den
dämmrigen Regionen der Klassik und der Romantik und pflanzte sie in die Mitte
des Lebens. Ich glaube, er war der erste wahrhaft moderne deutsche
Schriftsteller, verwurzelt in seiner Zeit und doch Jahrzehnte, Jahrhunderte,
dieser voraus. Dies Leben, spürte er, kann nicht getrennt betrachtet werden von
dem sozialen Kampf und den politischen Auseinandersetzungen. In seinem Werk
schuf Heine, der Dichter des tiers état, eine Synthese zwischen Leben und
Kunst, und er tat das unter den schwierigsten, quälendsten Bedingungen: der
Metternich-Reaktion in Deutschland, den Zwängen des Exils, und seines
Judentums, der Zugehörigkeit zu einer Minderheit, die damals so wie heute
unterdrückt wurde. Die Zwänge, unter denen er arbeiten musste, waren aber auch
der Ansporn seines schöpferischen Geistes, und da diese Zwänge, nur leicht
verändert, bis heute gelten, tragen sie dazu bei, sein Werk so erschreckend
aktuell zu halten und ihm Gültigkeit zu verleihen auch für jetzt.“ – Stefan Heym „Es fehlt in Heines Heimat an der Zivilcourage
eines offenen Bekenntnisses zu dem Sänger eines neuen Liedes, eines besseren
Liedes, um so mehr als dieser die unverzeihliche Sünde begangen hat, als Sohn
jüdischer Eltern das Licht der Welt zu erblicken.“ – Der New Yorker Aufbau, 9. August 1968 „Der Wohlklang, der Scharfsinn und der Stil – und
damit ist schon charakterisiert, was Heines bahnbrechendes Werk von beinahe
allen seinen Vorgängern und beinahe allen seinen Nachfolgern unterscheidet.
Bahnbrechend? Ist das nicht ein gar zu großes Wort? Nein, ich nehme es nicht
zurück, ich werde es auch nicht abmildern […]. Ihm ist geglückt, was Europa den
Deutschen kaum mehr zutraute: ein Stück Weltliteratur in deutscher Sprache.“ – Marcel
Reich-Ranicki „Die Wunde Heine beginnt zu vernarben, schief.“ – Heiner
Müller: (In Anspielung auf eine
Rede Adornos, zu Heines 100. Todestag.) „Es war schon immer sehr schwierig, etwas über
Heine zu sagen, was dieser nicht längst von sich selbst gesagt hätte. Heine hat
sich – seine Rolle, seine Person und Arbeit – unermüdlich reflektiert, sowohl
schonungslos selbstkritisch wie auch selbstverliebt, und was er über sich
sagte, war trotz der Fallstricke narzisstischer Selbstbespiegelung selten ganz
falsch.“ – Jürgen
Habermas Werke (Auswahl)OriginalausgabenNach Erscheinungsjahr in Buchform
- 1821: Gedichte.
Maurerische Verlagsbuchhandlung, Berlin.
- 1822: Briefe aus
Berlin. Anonym im Verlag des Rheinisch-Westfälischen Anzeigers, Hamm.
- 1823: Tragödien
nebst einem lyrischen Intermezzo (darin William Ratcliff, Almansor
und Lyrisches Intermezzo), „Ferd. Dümmlersche Verlagsbuchhandlung“,
Berlin.
- 1824: Dreiunddreißig
Gedichte
- 1826: Reisebilder.
Erster Teil (darin Die Harzreise, Die Heimkehr, Die
Nordsee. Erste Abteilung sowie verschiedene Gedichte; Digitalisat und
Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1827: Buch der
Lieder (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1827: Reisebilder.
Zweiter Teil (darin Die Nordsee. Zweite und dritte Abteilung, Ideen.
Das Buch Le Grand und Briefe aus Berlin; Digitalisat und
Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1830: Reisebilder.
Dritter Teil (darin Die Reise von München nach Genua und Die
Bäder von Lucca; Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1831: Einleitung zu Kahldorf
über den Adel sowie Reisebilder. Vierter Teil (darin Die
Stadt Lucca und Englische Fragmente; Digitalisat und Volltext
im Deutschen Textarchiv)
- 1832: Französische
Zustände
- 1834: Der Salon.
Erster Teil (darin Französische Maler, Aus den Memoiren des
Herren von Schnabelewopski sowie verschiedene Gedichte)
- 1835: Der Salon.
Zweiter Teil (darin Zur Geschichte der Religion und Philosophie in
Deutschland und der Gedichtzyklus Neuer Frühling)
- 1836: Der Salon.
Dritter Teil (darin Florentinische Nächte und Elementargeister)
- 1836: Die
romantische Schule
- 1837: Über den
Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Teil des Salons. Einleitung zu Don
Quixote sowie Der Salon. Dritter Teil
- 1838: Der
Schwabenspiegel
- 1839: Shakespeares
Mädchen und Frauen sowie Schriftstellernöten
- 1840: Ludwig Börne.
Eine Denkschrift sowie Der Salon. Vierter Teil (darin Der
Rabbi von Bacherach, Über die französische Bühne und
verschiedene Gedichte)
- 1844: Neue Gedichte
(Titelblatt in der Wikiversity), teils darin, daneben auch separat
erschien das satirische Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen
(Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
- 1847: Atta Troll –
Ein Sommernachtstraum
- 1851: Romanzero
und Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem
- 1854: Vermischte
Schriften (drei Bände, darin Geständnisse, Die Götter im
Exil, Die Göttin Diana, Ludwig Marcus, Gedichte 1853
und 1854, Lutetia. Erster Teil und Lutetia. Zweiter Teil)
Aus dem Nachlass
- 1857: Tragödien
- 1869: Letzte
Gedichte und Gedanken
- 1884: Memoiren
(1854–1855 geschrieben)
- 1892: Heinrich
Heines Familienleben. 122 Familienbriefe des Dichters und 4 Bilder.
(Digitale Rekonstruktion: UB Bielefeld)
Gesamtausgaben
- Heinrich Heine’s
sämmtliche Werke. 9 Doppelbände. Hoffmann und Campe, Hamburg 1867.
- Sämmtliche Werke. Rechtmäßige
Original-Ausgabe. Hg. von Adolf Strodtmann. 21 Bde., zwei
Supplementbde. Hoffmann und Campe, Hamburg 1861–1884.
- Heinrich-Heine-Säkularausgabe
(HSA). Werke, Briefwechsel, Lebenszeugnisse. Hg. von Nationale Forschungs-
und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar / Centre
National de la Recherche Scientifique in Paris. 53 Bände, Akademie Verlag,
Berlin 1970 ff. Die Briefausgaben sind online zugängig im
Heinrich-Heine-Portal
- Düsseldorfer
Heine-Ausgabe (DHA): Heinrich Heine – Historisch-kritische
Gesamtausgabe der Werke. Hg. von Manfred Windfuhr. 16 Bände, Hoffmann
und Campe, Hamburg 1973–1997. Online zugängig im Heinrich-Heine-Portal
- Klaus Briegleb
(Hrsg.): Heinrich Heine. Sämtliche Schriften. Sechs Bände, Hanser,
München 1968–1976, ISBN 978-3-446-10726-7.
- Taschenbuch-Ausgabe:
dtv, München 2005, ISBN 3-423-59074-2.
- Sämtliche Werke in
4 Bänden. 4. Auflage. Artemis & Winkler, München 2006, ISBN
978-3-538-05107-2.
- Lizenzausgabe für die
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992–1994.
Neuere Ausgaben (Auswahl)
- Poesiealbum 3.
Verlag Neues Leben, Berlin 1967.
- Die Prosa nimmt
mich auf in ihre weiten Arme. Verrisse und Visionen. Hanser, München
1997, ISBN 3-446-19117-8.
- Buch der Lieder.
Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-002231-2.
- Ludwig Börne und
Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis. Bearb. v. Hans Magnus
Enzensberger. Greno, Nördlingen 1986 (Die Andere Bibliothek).
- Aus den Memoiren
des Herrn von Schnabelewopski, Manesse Verlag, Zürich 2001, ISBN
3-7175-4008-4.
- Auf Flügeln des Gesanges.
Sämtliche Gedichte. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2003, ISBN
3-538-06958-1.
- Sämtliche Gedichte
in zeitlicher Folge in einem Band. 4. Auflage. Insel, Frankfurt am
Main 2006, ISBN 3-458-33663-X.
- Denn das Meer ist
meine Seele. Reisebilder, Prosa und Dramen. Artemis & Winkler,
Düsseldorf 2003, ISBN 3-538-06959-X.
- Die romantische
Schule. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-009831-9.
- Die Worte und die
Küsse sind wunderbar vermischt... Ein Heine–Lesebuch, Hrsg.: Bernd
Kortländer, unter Mitarbeit von Martin und Ulrike Hollender, Philipp
Reclam jun., Stuttgart, ISBN 3-15-010578-1
- Mit scharfer Zunge.
999 Aperçus und Bonmots (ausgewählt von Jan-Christoph Hauschild), dtv,
München 2005, ISBN 3-423-13392-9.
- Confessio Judaica.
Bekenntnis zum Judentum. Melzer, Neu-Isenburg 2006, ISBN
3-937389-97-0.
- Der Gott unserer
Väter. Über Juden und Judentum. Klartext, Essen 2006, ISBN
3-89861-674-6.
- Ludwig Börne. Eine
Denkschrift. WFB, Bad Schwartau 2006, ISBN 3-930730-44-8.
- „… und grüssen sie
mir die Welt“. Ein Leben in Briefen. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005,
ISBN 3-455-09512-7.
- Wilma Ruth Albrecht: Harry
Heine. Shaker, Aachen 2007, ISBN 978-3-8322-6062-0.
- Mein Leben.
Autobiographische Texte. (ausgewählt von J. A. Kruse), Insel,
Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-458-34854-9.
- Französische
Zustände: Artikel IX vom 25. Juni 1832. Urfassung. Faksimile-Edition
der Handschrift. Herausgegeben von Christian Liedtke. Mit einem Essay von
Martin Walser, Hoffmann und Campe, Hamburg 2010, ISBN 978-3-455-40212-4.
- Lästerliche
Schriften. Der Rabbi von Bacherach. Bibliothek der verbotenen Bücher,
herausgegeben und eingeleitet von Heinz-Joachim Fischer, Marixverlag,
Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-86539-220-6.
LiteraturEinführungen und
Gesamtdarstellungen
- Gerhard Höhn: Heine-Handbuch.
Zeit, Person, Werk. 3., überarb. u. erw. Auflage. Metzler, Stuttgart
2004, ISBN 3-476-01965-9.
- Peter Uwe Hohendahl: Heinrich
Heine. Europäischer Schriftsteller und Intellektueller. Erich Schmidt,
Berlin 2008, ISBN 978-3-503-09846-0.
- Bernd Kortländer: Heinrich
Heine. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-017638-7.
- Jeffrey L. Sammons: Heinrich
Heine. (= Realien zur Literatur. SM 261). Metzler, Stuttgart 1991,
ISBN 3-476-10261-0.
- Ralf Schnell: Heinrich
Heine zur Einführung. Junius, Hamburg 1996, ISBN 3-88506-930-X.
Tagungs- und Sammelbände
- Heine-Jahrbuch
- 1962–1972 hrsg. vom
Heine-Archiv der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf
- 1973–1976 hrsg. von
Eberhard Galley, Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf
- 1977–2009 hrsg. vom
Joseph A. Kruse, Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf
- 2010 ff. hrsg. Sabine
Brenner-Wilczek, Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf
- Wolfgang Kuttenkeuler
(Hrsg.): Heinrich Heine. Artistik und Engagement. Metzler,
Stuttgart 1977, ISBN 3-476-00347-7.
- Joseph A. Kruse
u. a. (Hrsg.): Ich Narr des Glücks. Heinrich Heine 1797–1856.
Bilder einer Ausstellung. Metzler, Stuttgart/ Weimar 1997, ISBN
3-476-01525-4.
- Joseph A. Kruse
u. a. (Hrsg.): Aufklärung und Skepsis. Internationaler
Heine-Kongreß 1997 zum 200. Geburtstag. Metzler, Stuttgart 1998, ISBN
3-476-01621-8.
- Christian Liedtke
(Hrsg.): Heinrich Heine. Neue Wege der Forschung. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14466-X.
- Jeffrey L. Sammons: Heinrich
Heine. Alternative Perspectives 1985–2005. Königshausen & Neumann,
Würzburg 2006, ISBN 3-8260-3212-8.
Zur Biografie
- Max Brod: Heinrich
Heine (Biographie). Allert de Lange, Amsterdam 1934. (Neuausgabe: Heinrich
Heine. Biographie (= Max Brod: Ausgewählte Werke). Mit einem Vorwort
von Anne Weber. Wallstein, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1340-8)
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Heine. Narr des Glücks. Propyläen, Berlin 2005, ISBN 3-549-07259-7.
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träumerische Rebell Heinrich Heine: Anekdoten. Boldt-Literaturverlag,
Winsen/Luhe/ Weimar 1997, ISBN 3-928788-18-3.
- Herbert Eulenberg: Heinrich
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- Franz Futterknecht: Heinrich
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Heine (1797–1856). In: Bernhard Poll (Hrsg.): Rheinische
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Hentrich & Hentrich, Berlin 2006, ISBN 3-938485-15-9.
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Hauschild, Michael Werner: Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst.
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ISBN 3-462-02644-5. (TB, Berlin Ullstein 1999: erweiterte Neuausgabe,
Hardcover, Zweitausendeins, Frankfurt 2005, ISBN 3-86150-739-0)
- Jan-Christoph
Hauschild (Hrsg.): Leben Sie wohl und hole Sie der Teufel. Biographie
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Heine. Kritisch. Solidarisch. Umstritten. Böhlau Verlag, Köln 2007,
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Heine – Die Erfindung des europäischen Intellektuellen, Biographie.
Siedler Verlag, München 2014, ISBN 978-3-88680-999-8.
- Gustav Karpeles: Heinrich
Heine’s Biographie. Hoffmann & Campe, Hamburg 1885 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3Dheinrichheinesb00karpgoog~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
- Lew Kopelew: Ein Dichter
kam vom Rhein. Heinrich Heines Leben und Leiden. Vom Autor mit Edith
Kaiser überarbeitete Neuausgabe (dt. EA: Berlin 1981). dtv, München 1986.
- Joseph Anton Kruse: Heinrich
Heine. (= BasisBiographien. 7). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN
3-518-18207-2.
- Karl-Josef Kuschel: Gottes
grausamer Spaß? Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe. Patmos,
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- Christian Liedtke: Heinrich
Heine. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006, 3. Auflage 2017, ISBN
3-499-50685-8.
- Christian Liedtke,
Sylvia Steckmest: Heinrich Heine in Hamburg. Mitteldeutscher
Verlag, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-95462-233-7 (= Stationen 6).
- Ludwig Marcuse: Heinrich
Heine. Ein Leben zwischen Gestern und Morgen. 1. Auflage: Rowohlt,
Berlin 1932. 2. Auflage: Rowohlt, Hamburg 1951.
- Ludwig Marcuse: Heinrich
Heine in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Hamburg 1960,
ISBN 3-499-50041-8.
- Ludwig Marcuse: Heinrich
Heine. Melancholiker – Streiter in Marx – Epikureer. Rowohlt Hamburg
1970, (Viele weitere Ausgaben, seit 1972 als Tb bei Diogenes)
- Fritz Mende: Heinrich
Heine. Chronik seines Lebens und Werkes. 2. Auflage. Kohlhammer,
Stuttgart u. a. 1981, ISBN 3-17-007092-4.
- Ernst Pawel: Der
Dichter stirbt. Heinrich Heines letzte Jahre in Paris. Berlin Verlag,
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2006, ISBN 3-407-22176-2.
- Werner Steinberg: Der
Tag ist in die Nacht verliebt. Kultur und Fortschritt, Berlin 1962.
- Jochanan Trilse-Finkelstein:
Gelebter Widerspruch. Heinrich-Heine-Biographie. Aufbau, Berlin
1997, ISBN 3-351-02461-4.
- Walter Wadepuhl: Heinrich
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Zu Werk und Rezeption
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- Theodor W. Adorno: Toward a Reappraisal
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20.2: Vermischte Schriften II. Frankfurt am Main 1986, S. 441–452.
- Albrecht Betz: Ästhetik
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- Heinrich Heines
Prosa. Ästhetik und Politik I. Rimbaud, Aachen 1999, ISBN
3-89086-833-9.
- Der Charme des
Ruhestörers. Ästhetik und Politik II. Rimbaud, Aachen 1997, ISBN
3-89086-820-7.
- Ralf G. Bogner
(Hrsg.): Heinrich Heines Höllenfahrt. Nachrufe auf einen streitbaren
Schriftsteller. Dokumente 1846–1858. (= Bibliotheca Funebris. 1).
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- Klaus Briegleb: Bei
den Wassern Babels. Heinrich Heine, jüdischer Schriftsteller in der
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(Hrsg.): Heinrich Heine. Epoche – Werk – Wirkung. Beck, München
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Faibisch. Was auf Hochdeutsch heißt Apollo“. Judentum, Dichtertum,
Schlemihltum in Heinrich Heines Werk. Metzler, Stuttgart, Weimar 2008.
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- Jürgen Habermas: Zeitgenosse
Heine: „Es gibt jetzt in Europa keine Nationen mehr“ (Rede anlässlich
der Verleihung des Heinrich-Heine-Preises der Stadt Düsseldorf am 14.
Dezember 2012). In: Ders. Im Sog der Technokratie (= Kleine
Politische Schriften. XII). Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN
978-3-518-12671-4, S. 47–64.
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- Paul Peters: Die
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Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997.
- Josef Rattner, Gerhard
Danzer: Heinrich Heine – Ein Sänger der Freiheit, auch für Eros und
Sexus. In: Eros und Sexus – Ihre Befreier von 1500 bis 2000.
Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3703-0, S.
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Stillmark (Hrsg.): Heine und die Weltliteratur. Oxford 2000.
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Der Fall Heine. DVA, Stuttgart 1997, sowie dtv, München 2000, ISBN
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- Marc Rölli, Tim
Trzaskalik (Hrsg.): Heinrich Heine und die Philosophie. Turia +
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Karnevalisierung und Theatralität bei Heinrich Heine. Iudicium-Verlag,
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Cord-Friedrich Berghahn (Hrsg.): Poetische Zeitgenossenschaft.
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- Hartmut Steinecke: Heinrich
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- Jürgen Voigt: O
Deutschland, meine ferne Liebe … Der junge Heinrich Heine zwischen
Nationalromantik und Judentum. Pahl-Rugenstein, Bonn 1993, ISBN
3-89144-174-6.
- Manfred Windfuhr: Heinrich
Heine. Revolution und Reflexion. Metzler, Stuttgart 1969.
Filme
- Heinrich Heine.
1. Teil: Das Leben ist weder Zweck noch Mittel: Das Leben ist ein
Recht. (120 Min.) 2. Teil: Unter jedem Grabstein liegt eine
Weltgeschichte. (120 Min.) Fernseh-Filmbiografie in zwei Teilen, BR
Deutschland, 1977, Buch: Herbert Knopp, Regie: Klaus Emmerich, Produktion:
Bavaria Film, ZDF, u. a. mit Christoph Bantzer als Heine, Ivan Desny
als James de Rothschild, Ulla Berkéwicz als George Sand, Barbara Sukowa
als Amalie Friedländer, Rosemarie Fendel als Rahel Varnhagen.
- Heinrich Heine –
Die zweite Vertreibung aus dem Paradies. Fernseh-Filmbiografie,
Deutschland, 1983, Buch und Regie: Karl Fruchtmann, Produktion: Radio
Bremen, u. a. mit Wolfgang Hinze als Heinrich Heine, Donata Höffer
als Mathilde, Sabine Sinjen als Mouche, Ulrich von Bock als Karl Marx,
Doris Buchrucker als Jenny Marx.
- Heinrich Heine. Es
ist eine alte Geschichte … Zeichentrickfilm, DDR, 1984, Buch und
Regie: Katja Georgi, Produktion: DEFA-Studio für Trickfilme, Erstsendung:
13. Juli 1984
- Denk ich an
Deutschland in der Nacht … Das Leben des Heinrich Heine.
Fernseh-Filmbiografie, Deutschland, 2006, Buch: Alexander Häusser, Sonja Lowicki,
Regie: Gordian Maugg, Produktion: NDR, arte, Erstsendung: 17. Februar
2006, u. a. mit Fabian Busch als junger Heine und Rüdiger Vogler als
älterer Heine, Anna Brüggemann als Mouche, Michael Mendl als Goethe.
Film-Ankündigung von arte.
- Wir haben alles
mitgeträumt. Dokumentation, Deutschland, 2005, 52 Min., Regie: David
Wittenberg, Produktion: arte, Erstsendung: 17. Februar 2006
Vertonungen (Auswahl)
- 1828: Franz Schubert
komponiert sechs Heine-Lieder nach Gedichten von Heine, enthalten
im Liederzyklus Schwanengesang (D 957).
- 1964–1989: Tilo Medek
komponierte zwölf Heinrich-Heine-Lieder nach Gedichten von Heinrich
Heine, Edition Tilo Medek – ETM 210
- 1964: Heinrich
Heine. Reihe: Lyrik und Jazz, mit Gert Westphal (Sprecher), Attila
Zoller (g), Emil Mangelsdorff (fl, cl, as), Peter Trunk (b), Klaus Weiss
(dr), Produktion: SWF, Joachim-Ernst Berendt, Besprechungen:
- 2011: Leichenwetter
vertonte Die schlesischen Weber, Altes Lied und Die
Beschwörung
- 2018: Heinrich
Heine. Dichter unbekannt. audiolino, Hamburg 2018, ISBN
978-3-86737-305-0. Lyrik, Reportagen und Briefwechsel zur Französischen
Revolution und Nationalismus in Deutschland. Gelesen von Rolf Becker,
Musik Bernhard Rusam.
Walther Victor (* 21. April 1895 in Bad
Oeynhausen; † 19. August 1971 in Bad Berka) war ein deutscher Publizist,
Herausgeber und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den
Pseudonymen Myschkin, C. Redo, Walter Zurlinden und Werner
Voigt. Leben und WirkenVictor wurde
am 21. April 1895 als Sohn jüdischer Eltern, des Fabrikanten Simon Victor (27.
November 1860 bis 16. Februar 1943 Theresienstadt) und seiner Ehefrau Regina
Victor, geb. Friedenthal (23. Februar 1873 in Posen, bis 4. September 1943 in
Theresienstadt oder Treblinka), in Bad Oeynhausen geboren. Nach dem Abitur
in Posen schloss er sich der Wandervogelbewegung an und
studierte von 1913 bis zum Kriegsbeginn 1914 und nach 1918 Germanistik. 1914
bis 1918 Kriegsteilnehmer. 1919 Eintritt in die SPD. 1919–1923 Redakteur
des Hamburger Echo und 1923–1931 des Sächsischen
Volksblatts Zwickau. 1926–1931 sozialdemokratischer Stadtrat in
Zwickau. Victor war seit 1919 Mitarbeiter an zahlreichen Zeitschriften
wie Die Weltbühne und 1932–1933 Herausgeber des 8-Uhr-Abendblatts in
Berlin. Victor und
seine damalige Ehefrau Cecilia (geb. Schönfelder) sind die Eltern von Walther
Victor jr., geb. am 25. März 1925 in Zwickau. Nach
der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 arbeitete
Victor in der Illegalität, lebte unter verschiedenen Namen in Berlin und
auf der Insel Reichenau am Bodensee und wurde 1935 verhaftet. Nach seiner
Freilassung ging Victor 1935 in die Schweiz ins Exil. 1937 besuchte er Louise
Freyberger (siehe auch Karl Kautsky), die letzte Haushälterin
von Friedrich Engels, in London und entdeckte mit seiner zweiten
Ehefrau Maria Gleit das Grab von Engels Frau Lydia Burns. In der in
Zürich erscheinenden Zeitschrift „Der Naturfreund“ schreibt im November 1938
der Redakteur und Schriftsteller Walther Victor mit „Von der Gemeinschaft durch
die Idee“ sein Naturfreunde-Credo. Von der Wandervogelbewegung kommend, schloss
er sich 1919 den deutschen Naturfreunden an. Nach mehrjähriger Redakteurarbeit
am „Naturfreund“ (1936–1939) führte ihn sein Weg über Luxemburg, Frankreich,
die Pyrenäen und Portugal im Jahr 1940 in die USA. Diese Zeitschrift „Der
Naturfreund“ veröffentlichte auch im Mai 1941 vom ehemaligen Redakteur Walther
Victor (Brooklyn, USA) den Bericht „Bekanntschaft mit den amerikanischen
Naturfreunden“: „Ich war unter anderem in Bridgeport (Connecticut) und sprach
dort. […] Es umarmten mich ein halbes Dutzend sächsischer Freunde.“ Nach seiner
Rückkehr 1947 war er zunächst als Ministerialrat in der Sächsischen
Landesregierung in Dresden, dann als freier Schriftsteller und Herausgeber
tätig. 1947 Mitglied der SED. Seit 1948 lebte Victor in Berlin. Als
Mitbegründer (1948) und 2. Vorsitzender des „Schutzverbandes Deutscher Autoren Zone“,
forderte er von Johannes R. Becher, dem Präsidenten des Kulturbundes
zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, bereits 1949 die Schaffung eines
„wirklichen Schriftstellerverbandes“ und gab damit einen wichtigen Impuls für
die Gründung des Deutschen Schriftstellerverbandes DSV. Victor war
1950–1952 Geschäftsführender Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbandes
im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands,
Gründungsmitglied der Kommission für Nachwuchsfragen, langjähriges
Vorstandsmitglied im Schriftstellerverband und seit 1961 Ehrenmitglied des
Vorstandes. 1957 erhielt er den neu gegründeten Heinrich-Heine-Preis des
Ministeriums für Kultur der DDR. Als Westemigrant und Widersacher von Johannes
R. Becher blieben ihm aber einflussreichere Positionen versagt, durfte aber in
der sogenannten Intelligenzsiedlung in Berlin-Schönholz wohnen, zu
der auch die Straße 201 gehört. 1965 wurde er zum Professor
ernannt, 1966 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald. Das von
Victor und Franz Hammer 1947 mit dem „Arbeitskreis Junger Autoren“
entwickelte Modell zur Förderung junger Schriftsteller wurde in den 50er Jahren
vom Deutschen Schriftstellerverband übernommen als Einrichtung der
literarischen Nachwuchsförderung und in der Arbeitsgemeinschaft Junger
Autoren fortgesetzt. Victor war
ein bedeutender Herausgeber und Publizist. Begründet wurde von ihm die
Buchreihe Lesebücher für unsere Zeit (Volkslesebücher) mit
Einleitung und Zeittafel. Als Autor der Büchergilde Gutenberg machte
sich Victor seit 1949 um die Neubegründung der Büchergilde verdient und war
eine Zeitlang deren Leiter. 1953 gehörte er zur Gründungsredaktion der
Zeitschrift Wochenpost. Seit 1961
lebte und arbeitete Victor in Weimar. Er hatte ein Sommer-Studio in Bad
Berka, wo ihn mit dem Regisseur, Schauspieler und Schriftsteller Martin
Hellberg eine enge Freundschaft verband. 1961 erhielt er den Nationalpreis
der DDR für Kunst und Literatur „für seine großen Verdienste um die
Popularisierung der klassischen deutschen Literatur, insbesondere für seine
Volkslesebücher und Jugendschriften“ und 1960 den Vaterländischen
Verdienstorden in Silber sowie 1969 in Gold. Victor wurde
auf dem Ehrengräberfeld des Historischen Friedhofs in Weimar
beigesetzt. Sein Nachlass wurde von seiner Witwe Marianne Victor
betreut. Über das umfangreiche Walther-Victor-Archiv verfügt die Akademie
der Künste (Berlin) in ihrem Literaturarchiv. Werke·
Atemzüge der Besinnung. Büchergilde Gutenberg Berlin 1928. ·
Geliebtes Manuskript. Laubsche Verlagsbuchhandlung Berlin 1930. ·
Einer von vielen. Skizzen. J. H. W. Dietz Nachf., Berlin 1930. ·
Mathilde. Ein Leben um Heinrich Heine. Mit 12 Bildern, 12
Vignetten und einem Faksimile. Leipzig und Wien 1931. ·
General und die Frauen. Vom Erlebnis zur Theorie. Büchergilde Gutenberg,
Berlin 1932. ·
C. Redo: Zwei Deutsche. Goethe und Hitler.
Eichen-Verlag, Arbon 1936. ·
Die letzten sechs Nächte des Heinrich Heine. Ein Gedenken in
seinen Gedanken. Kultur-Verlag, St. Gallen 1936. ·
Ein Kranz auf Bebels Grab. Skizze zur Geschichte
der deutschen Arbeiterbewegung. Druckereigenossenschaft Aarau, Aarau 1938. o
Ein Kranz auf Bebels Grab. Skizze zur Geschichte der
deutschen Arbeiterbewegung. Volksverlag, Weimar 1948. ·
Kehre wieder über die Berge. Eine
Autobiographie. Willard Publishing Company, New
York, N.Y. 1945. o
Kehre wieder über die Berge. Eine Autobiographie, herausgegeben
von Herbert Greiner-Mai unter Mitarbeit von Marianne Victor. Aufbau
Verlag, Berlin und Weimar 1982. ·
Handbill on Free Press. Girad, Kansas 1946. ·
Es ward Frühling 1848. Bilder aus einem großen Jahr. Berlin 1948. ·
Standbild der Freiheit. Thüringer Volksverlag GmbH, Weimar
1949. ·
Ein Paket aus Amerika. Thüringer Volksverlag GmbH, Weimar 1950 ·
Dir allein verleih ich die Stimme…. Notizen um Goethe.
Petermänken Verlag Schwerin 1952. ·
Marx und Heine. Tatsache und Spekulation in der
Darstellung ihrer Beziehungen. Henschel-Verlag Berlin 1952. ·
Dasein und Wirken. Goethe 1809. Volksverlag Weimar
1955. ·
Unser Deutschland. Ein Buch für alle, die es lieben. Reden. Verlag Neues Leben,
Berlin 1957. ·
Schiller. Eine Einführung in Leben und Werk unter besonderer
Berücksichtigung seiner Jugendzeit. Verlag Neues Leben, Berlin 1961. ·
Der beste Freund. Friedrich Engels, sein Leben und sein Werk. Kinderbuchverlag
Berlin 1961. ·
Weimarer Erinnerungen. Sonette. Berlin und Weimar
1961. ·
Es kommt aber darauf an, sie zu verändern. Publizistik,
Polemik, Porträts. Volksverlag, Weimar 1962. ·
Verachtet mir die Meister nicht. Reden und Schriften zu den
Klassikern der deutschen Literatur und des Marxismus. Berlin und Weimar
1965. ·
Marx und Engels. Ihr Leben und ihr Werk aufgeschrieben für
junge Leser. Kinderbuchverlag, Berlin 1968. ·
Goethe in Berlin. Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1970. ·
… wie groß ist Dein Tierreich! Eulenspiegel,
Berlin 1975. ·
Walther Victor. Freund und Feind. Kritik aus fünf
Jahrzehnten. Herausgegeben von Herbert Greiner-Mai. Aufbau-Verlag, Berlin und
Weimar 1980. ·
Bild der Welt, Feuilletons aus fünf Jahrzehnten, herausgegeben von
Herbert Greiner-Mai unter Mitarbeit von Marianne Victor, Aufbau Verlag, Berlin
und Weimar (3. Auflage 1980) als
Herausgeber: ·
Goethe. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1949. Nachauflagen im Aufbau-Verlag ·
Heine. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1950. ·
Lessing – Ein Lesebuch für unsere Zeit. Berlin und Weimar
1951. ·
Tucholsky. Eine Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1953. ·
Shakespeare. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1953. ·
Hebbel. Eine Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1955. ·
Brecht. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1958. ·
Kleist. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1959. ·
Weinert. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Volksverlag Weimar
1961 Brief·
Brief aus dem Lager in Montauban vom 13. Juli 1940 an
den Verleger Emil Oprecht in Zürich, in: Egon Schwarz & Matthias
Wegner (Hgg): Verbannung. Aufzeichnungen deutscher Schriftsteller im
Exil. Christian Wegner 1964, S. 88–92. Sekundärliteratur·
Irmgard Kratzsch: Das Archiv Walther Victor in der
Universitätsbibliothek Jena. Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
1975. ·
Helmut Fritsch: Bibliographie der selbständig erschienenen
Veröffentlichungen Walther Victors aus den Jahren 1921–1982 Mit einer
Einführung in Leben und Werk von Irmgard Kratzsch. Universitäts-Bibliothek der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena 1984. ·
Werner Voigt: Walther Victor. Ein Weg nach Weimar. Lebens-
und Gefühlswelt eines leidenschaftlichen Publizisten. Berlin 1998. ·
Bernd-Rainer Barth: Victor, Walther. In: Wer war wer
in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin
2010, ISBN 978-3-86153-561-4. ·
Guy Stern & Julia Schöll: Gender, Exil, Schreiben,
darin: Anke Heimberg: „Schreiben kann man überall. Das ist das Gute an
meinem Beruf.“ Die Schriftstellerin Maria Gleit (1909 - 1981) im Exil. Königshausen
& Neumann 2002, ISBN 3826023609, S. 41–68. (M. Gleit war Victors
Ehefrau in der Exilzeit) ·
Dieter Fechner: Persönliche
Begegnungen mit Thüringer Autoren im 20./21. Jahrhundert. Verlag
Rockstuhl, Bad Langensalza 2014, ISBN 978-3-86777-718-6, Walter Victor
(1895–1971), S. 182–189.
·
Victor, Walther, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International
Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2.
München : Saur, 1983, S. 1190f.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Verkauf von Gebrauchtwaren erfolgt nach den Grundsätzen der Differenzbesteuerung (§ 25a UStG). Ein gesonderter Ausweis der Mehrwertsteuer erfolgt nicht.
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